Davids Gaditer Ittai, Aitakkama und der Philister Achis |
|||||
Vollständiger Titel: Davids Gaditer Ittai, Aitakkama von Kinza und der Philister Achis von Gath
|
Peter Winzeler
Zürich · 2009 |
||||
2. Teil des Aufsatzes Das Königstum Davids in den Keilschriften |
I. Davids Gaditer Ittai |
Ein Ittai (Attai) gehörte schon in Moab zu den Anführern Davids: „ausgerüstet mit dem Bogen und geschickt, mit der Rechten und der Linken Steine zu schleudern und Pfeile mit dem Bogen ab zu schiessen“ (1Chronik 12,2; 5,18). Nach Mitteilung Meschas sassen die hilfreichen Gaditer „seit jeher im Lande um Ataroth, das der König von Israel für sie erbaute“ - vergleichbar dem Atroth-Bet-Joab des Schalma von Bethlehem (2,54). 1Chronik 12, 8: Auch von den Gaditern gingen heldische Ritter (gibbore chajil) zu David über, auf die Bergfeste in die Wüste, tapfere Männer, zum Kampf mit Schild und Spiess ausgerüstet, (Luwier) deren Gesichter wie Löwengesichter waren und schnell wie Gazellen auf den Bergen:
Auf Grund der militärischen Grade des Quintus, Sextus, Septimius und Oktavius, wie sie von römischen Gentelen bekannt sind, dürfte Attai 600 Mann kommandiert haben, wie für Aitakkamma belegt. Nach Moab entfloh David freilich mit nur 400 Mann (1.Sam 22,5), in Gath-Karmel aber lässt er 200 Mann des Trosses als Schutzmauer zurück des Tages und der Nacht, die Abigajil mit 200 Broten versorgt (25,14.16.18). Mescha, der Nebo/Nob im Morgengrauen gebannt hatte (wie David im Morgengrauen eine ungenannte Stadt Amaleks bannt), holt aus Moab die „200 Mann“, die ihm halfen, die Residenz Jachaz des Königs Israels (Joachaz) zu erobern, deren Kommandant Jachzibada überlief [EA 275] (Jehosabad 2.Chronik 17,18). Er baut auch Bezer wieder auf, das in Trümmern lag und „setzte (Hauptleute) zu Königen ein über [ ...?] hundert Städte [nach Galling: mit Hundertschaftsführern in den Städten], die ich dem Lande angliederte“ [vgl. ZS 2000b]1– während David Geschenke an seine angegliederten Städte verteilt (1Sam 30,18ff) und in ganz Edom Vögte einsetzt. Kleine Abweichungen der Berichte löschen nicht die grossen Übereinstimmungen aus. Denn Mescha (Mojsy) wird spöttisch auch „Mäuschen“ genannt (Mausolos) oder luwischer Prinz von Arzawa (Mas’chuiluwas, Maski®luova), der mit seinen ‘Löwen‘ Murschil im Krieg gegen Joram (Pija®ma-GAL) „zu Hilfe gezogen“ war (drittes Jahr Mursils) [Cornelius 179]. Im vierten Jahr liess Murschil ihm gnädig „600 Mann als Leibwache zurück“ [182], womöglich dieselbe Garde Attais, die Saul im Krieg Jonathans besass (1Sam 13,15; 14,2), da ja auch Murschil den Prinzen Arzawas hasst, den Schuppiluliuma (Samuel) „mit Übergehung der älteren Brüder zum Thronfolger“ Arzawas adoptiert hatte [147] (1Samuel 16). Der Prinz wird zum Mes‘chedi befördert, ‘Chef der Garde‘, der die Palastwache der ‘Krethi und Plethi‘ kommandiert. Das luwische Amt des Tarchunta (wo die gotische Silbe –hund/hunt auf eine Hundertschaft schliessen lässt), fällt David übereinstimmend durch Jonathan-Muwatall zu: in Tarchuntassa (Daddascha), dem Regierungssitz des eidlichen Blutsbruders, der die luwische Gottheit des jungen Chattiherrschers animmt. In Amarnaägypten wird der „Dudu“ zum Lordkanzler berufen, der ‘ins Gedächtnis ruft‘ (gr. memnon), wie die Grabinschrift Dudus erkennen lässt [Pendlebury, `Tell El-Amarna', 50-51]: als Chef der Garde und Meschedi „für alle Fremdländer“ (in hebr. Lehnworten: chimham oder mazkir), also dasselbe Amt, mit dem David seinen Kanzler Josafat betraut (2. Sam 8,16; 20.24). Nun war David mit „etwa 600 Mann“ von Jear-Heret (Kir-Charo-seth, Karkar 1Sam 22,5) nach Que’ila und in die Wüste Siph gezogen, wo er von Saul gejagt wird (23,13), bis auf die Berghöhen Engedis, wo auch Saul von der Verfolgung seines „Flohs“ Abstand nimmt (24,15). Im Arzawakrieg wird von beiden Seiten bestätigt, dass auch Jorams Bruder Josafat von Zion (Tapala-zuan-ulis) gegen Mescha=Maschuilowas kämpfte (2.Könige 3), als nämlich ein Meteorit bei Abba-Samaria niederging (Apasa, Ephesus, Ephes-Danim 1Sam 17,1) und prompt den Tod des Königs Achasja (Uchas-zitti) zu Folge hatte [Cornelius 178] (2.Könige 1). Damit laufen drei, mit Salmanassars Stele vier, mit Puti Chepa: fünf Berichte am selben Knotenpunkt zusammen. Salmanassar, der sich in Assur verhasst macht und dessen Gedächtnis gelöscht wurde, kommt schwerlich als gebürtiger Sohn des „Vaters“ Assur-nasir-pal (Abner) in Betracht, dessen Tod David laut beweint (2Sam 3,33ff). Er ist ein zu Lebzeiten geächteter und postum ‘assyrifizierter‘ Judenkönig in Chatti, Aram und Israel, der den mythischen Kreuzfahrern wie ‘Richard Löwenherz‘ zu Gevatter gestanden haben mag (der keine Inschriften hinterliess). Der Triumph des Mäuschens aber ist in doppelter oder dreifacher Ausfertigung dokumentiert: |
Meschastele 4 |
Davidspsalm 54 2: Als die Sifiter kamen (und David bei Saul verrieten) 6: Siehe, Gott ist mir ein Helfer... 9: Denn aus aller Not hat er mich errettet und mein Auge schaut auf meine Feinde herab / schaut seine Lust an meinen Feinden (Ps 188,7: meinen Hassern). |
Daher präzisieren wir die Apologie des Cheta-Sar:
|
II. Die Masa-Intrige und der Tappala-Zuan-ulis |
Frieden (schalom) und Recht (mischpat) sind das Kennzeichen des rechten Salem-Herrschers, nicht Macht und Gewalt (Psalm 72). Aber Mas‘chuiluwas soll in einer Stadt Masa ergriffen und im 11. Jahr (= 1. Jahr der „weiteren Regierung“) von Murschil nach Chattuscha überstellt worden sein [Cornelius 198ff], wo er starb oder verschwand - sofern man ihn nicht „mit Wohlwollen aufgenommen und ihm sogar ein Tochter Suppiluliumas zu Frau gegeben“ hätte [Brandau-Schickert 207]. Nach den Zehnjahresannalen wäre einzig der Tapalazuanulis „bei Nacht“ den Häschern vom „frühen Morgen“ entronnen [Cornelius 181], wie von David berichtet (1Sam 19,12). Dieser tödlichen ‘Intrige von Masa‘ [Forrer] steht der Bibelbericht entgegen, dass David auch dem Verrat in der Wüste Siph bei Til Barsipp, dem Masa‘wada der Hethiter, entrann – da Jonathan-Muwatall ihm zur Flucht verhalf und ihm hier das Königtum des Unterlandes von Chatti abtrat (1Sam 23,14-19). Jehu-Nathan hat seither wie ein ‘Johann ohne Land‘ regiert und sichert David das ewige Königtum auf Zion zu (2Sam 7). Noch aber amtierte Josafat im Siana von Tebal, von woher sie alle beide als der Synnesis von Kilikien in Frage kommen, der im sechsten Jahr des lydisch-medischen Krieges mit dem Bablonier Labynetos (Laban) den Friedensvertrag vermittelt habe, als eine von Thales von Milet prognostizierte Sonnenfinsternis eintrat (585 vChr) [Herodot I.74]. Das von Dobelhofer [195ff] gegen Jensens Proteste bevorzugte Sigel des Synnesis als Tarkumuwa des Landes Mera liesse eher einen Türken (Tarik) des Landes Mira‘a vermuten. Thales (Thalmi von Millawanda) aber ähnelt dem weisen Telepinu in Karkemisch, Bet-Kar des Samuel (1Sam 7,11), von dessen Belagerung Samuel zu spät nach Gilgal kommt (13,8), sodass Saul, einmal mehr „vom Zorn“ übermannt, eigenmächtig opfert und ein „Gottesschrecken“ über das Volk kam (11,6f). Sechs Jahre hatte Schuppiluliuma „in Syrien gestanden“ [Meyer 3,38f], als er zu spät zum Oferfest kam und im 9. Jahr sich die Sonne verfinsterte (nach Murschils Bericht im 10. Jahr)2. Und so wie Saul das Volk in „drei Haufen“ teilt (1Sam 11,11), hat Murschil einen „Dreifrontenkrieg“ siegreich bestanden [Brandau/Schickert 218]. Ähnlich dem Hadadeser der Kriegsannalen Davids (2Sam 10,6.16) setzte Murschils Kurfürst Inaras (Jehoram) die syrischen Vasallen in Marsch, verwüstet Nuhasseland und belagert Kadesch des Aitakkama. Eine „totale Sonnenfinsternis“ über Chattuscha wird von Forrer und Meyer auf den 13.März 1335 gesetzt, von Cornelius [193] in den Januaris des letzten und 10. Jahrs Murschils (8.1.1340 v.Chr.). Solche kleinen Unterschiede von 5/6 Jahren können die ganze Weltgeschichte aus den Angeln hebeln, zumal sie auch die „Ausdeutungen des Sothisdatums“ in Ägypten betreffen, „die für Tanis gar nicht zutreffen“ würden [331]. Bald sei Saul-Murschil gleich nach dem Sieg vom Volk zum Kriegskönig erhoben worden (1Sam 11,15), bald hätte er nach dem Ableben des Vaters – oder doch des Kronprinzen Arnuwanda - die Regierung in Chatti übernomen - oder erst Anfang „seines 15.Jahres (also 1330)“ ein Fest der „Sühne für eine Seuche ankündigt, die bei dem Feldzug ausbrach“ und „nun bereits zwanzig Jahre dauert“ [Meyer 3,340]. „Es wäre hochwillkommen, wenn wir hier wirklich ein astronomisch feststehendes Datum hätten“ [ebda]. Leider nicht! Das 15. Jahr der weiteren Regierung ist mutmasslich das fünfte Jahr der Zehnjahresannalen! Der Ausbruch der Pest lag schon 20 Jahre seit dem Tod des Richters Eli zurück (1Sam 7,2), als Mescha im Philisterkrieg die Bundeslade raubte. Ein weiteres Erdbeben im Philisterkrieg Jonathans (1Sam 14,14f) lässt auf einen Crash der astronomischen Fixdaten schliessen. Sicher ist nur, dass sich die Davidstreue Jonathan-Muwatalls bis zum Propheten Nathan durchält und sich in der Davidstreue des Jehoram von Juda spiegelt (2Sam 21,7 = 2.Chr 21,7), also des Gatten der Athalja (mar-Atthalja), der die Tochter des Lyders Aljattes – bzw. der Isebel - geehelicht hätte, die als Tochter Ahabs angesehen wurde. Man wundert sich über die Präzision der biblischen Schreiber. Aber mehr als Herodot hat die luwische Geschichtsschreibung der hethitischen und levitischen Bahn gebrochen [Canzik]. David hat nicht zufällig die Leviten zu Trägern seiner geraubten Lade Arons gemacht, die er triumphal nach Jerusalem überführt (2Sam 6), wie es zuvor und nachher nie mehr der Fall war (das wird von Wellhausen scharf erkannt). Das Zeitfenster der Pest, die Murschil II. seinem Vater anlastet, deckt die selben 20 Jahre seit dem Tod Elis oder Elijahus (Subb-eli-li-uma I.). Die Regierungszeit Sauls blieb den Bibelautoren ungewiss.
|
III. Der Amkafeldzug im Kreuzverhör |
Mescha-David hatte wohl auch die Chuzpe des Tarchunt-aradu (von Arad), der als Kronprinz Arzawas [EA 32] die Tochter des Amenophis III. (Nimmuwareya, Nahas) begehrt. Aber das Nuhasseland wird dem Pharao geraubt, derweil Aitakkama das Land Amka mit den Truppen Chattis „in Flammen setzt“ – ganz im Wissen des Schuppiluliuma, der das Mitannireich des Tujscheratta zertrümmert (des Toj in Hamath 2Sam 8,9). Der Rebellensohn Aziru stand „in enger Verbindung mit Aitakama“, gleich Hasael, dem Helfer Jehus (2.Könige 8-10) - als er „daran ging, sich das Amq, die Hochebene der Koile-Syria (Biqa) zwischen Libanon und Antilibanon, und das Land Ubi, die Ebene von Damaskus, zu unterwerfen“ [Meyer 3, 354; mit Akkizi von Qatna EA 53ff]. Und Akkizi (Achis) von Gath beklagt, dass er von Aitukama umworben und hintergangen wurde, wie es von David belegt ist:
Alle Erfolge seien Aitakama nur „ermöglicht worden durch die Verbindung mit den Chetitern“ [Meyer 3,375]. Doch Feldmarschall Scha‘ul (Murschil) lehnt alle Verantwortung dieser Gräuel ab. Sie setzten das von Josua importierte System der amphiktyonischen jonischen Rechtspflege des Stämmebundes bei Mizpa voraus (Josua 11,4; Ri 10,17; 1Sam 10, 17), das zuerst gegen Benjamin (Ri 19-21), dann vom Richter Samuel gegen das Amalek verhängt wurde (1Sam 15,3), was auch die Hagariten und Rubeniten betraf, deren Stamm nie mehr genannt wird. Der Richter zieht sein Kommen zum Opfer in Gilgal sieben Tage hinaus (1Sam 11,14; 13,8; 15,22). Saul opfert eigenmächtig und wird wegen Selbstsucht, Unbotmässigkeit, Selbstbereicherung und Lüge verworfen, erst recht, da er den Tyrannen Agag schonte, weshalb Samuel „entflammt“ (15,11). Man kann nicht davon ausgehen, dass Keilschriften immer zuverlässiger seien als der Bibeltext. In den ‘Mannestaten des Schuppiluliuma‘, die Jan Asmann als „den Gipfel hethitischer Geschichtsschreibung“ würdigt – ich meine: in jedem Sinne des Wortes -, windet Murschil sich heraus und gibt dem Vater, dem entsandten Luwo-Achäer Lupakki [EA 170] und Tarchunta-Zalma alle Schuld. Nach Cornelius [160f. 166] aber wurde Lupakki von Telepinu (mit 600 Mann) nach Muru entsandt; der „Vater“ habe nur den Kronprinzen Arnuwanda mit dem Mes‘chedi seiner Leibwache nach Amka entsandt. Die Beteiligung Murschils ist damit unkenntlich gemacht. Die Hethiterpropaganda hat seine Absetzung vertuscht, seine „weitere Regierung“ [196ff] wird den Zehnjahresannalen [173ff] einfach hinzu gefügt. In den Pestgebeten schiebt Murschil den Zorn der Götter auf die vom Vater in Chattuscha bzw. Yazili-Kaja (Gilgal ?) „vernachlässigten“ Opferrituale ab (im Geiste des Thudchalija IV.). Aber die fortgesetzten Unschuldsbeteuerungen beweisen zur Genüge, dass Saul-Murschil lügt. Mannestaten: „Während mein Vater sich im Lande Kargamisch aufhielt, sandte er Lupakki und Tarchunta-zalma in das Land Amka. Sie [!] gingen, griffen das Land Amka an und brachten Deportierte, Rinder, Schafe zurück zu meinem Vater“ (erst nach Ermordung des nach Ägypten entsandten Hethiterprinzen durch diese Rebellen sei dieser „ergrimmt“) [Assman 239].
Vom humanitären Standpunkt (einer heutigen UNO-Intervention) wäre Saul im Recht, hätte er sich nicht durch Lügen ins Unrecht gesetzt. Wellhausen – noch vor Entdeckung der Amarnabriefe - schwankte in seinem Urteil, es könne „an der ganzen Erzählung“ um eine kleine Stammeserzfehde im Negev doch „kein wahres Wort sein“ [Prolegomena 245]. Doch die milde „Einlage“ von 1Sam 13,7-15 beruhe auf einer „älteren Relation“ mit 1Sam 15 [255ff], wo Agag noch „geopfert“ und daher Sauls Königtum „abgerissen“ würde. Nur für Ed. Meyer konnte nicht zweifelhaft sein, dass mit Saul der erste Marschall des mächtigen Clans Bekr (Bechorat) in Israel auftrat (1.Samuel 9,1) [Bd. 4,242 Anm.2], aus welchem Clan auch Bokchoris stammt (25.Dynastie), der als Dichterkönig wohl in Betracht kommt, aber nun den Sobach ben-Bicheris entsendet (2Sam 10,16; Scheba ben Bichri 20,1ff; Pharao Sibi 2.Kön 17,4) [5,28], also den letzten Widersacher Sippa Zitti der Apologie des Chattuschil3. Saul hat seine Stellung in Chatti verloren, etwa zeitgleich mit Tujscheratta und seinem Sohn. Der Mythus, dass er mit Jonathan im Kampf gefallen sei (1Sam 31), indem er durch die Hand eines verbündeten Amalekiters sich den Tod gab (2Sam 1,8), dürfte sein alter ego als ‘Skythenbekämpfer‘ Sethos nur erhärten (also des Psammetich der Griechen der 26. Dynastie). So wogt der Kampf der 18./25. thebanischen Dynastie mit der 19. /26. Dynastie von Sais und Tanis hin-und-her (2.Sam 2-5), bis David in Hebron (Kiriath-Arba) zum König von Israel wird: genau wie der Salman/ assar von Beth-Arbel (Hosea 10,14). Das zweite Samuelbuch endet mit der Pest unter Arnuwanda, infolge der Volkszählung, die Joab in Aroer begann (2.Sam 24,5; 1Sam 30,29) - sie musste wegen des Gotteszornes abgebrochen werden, dürfte also früher datieren (1Chr 20,2; 21, 27; 27,24). Der Friedensvertrag, den David mit „allen Königen“ Hadadesers vermittelt (2.Sam 10,19), wird erst Ende des Aufstandes Absoloms wirklich greifbar, wo auch der greise bar-Sillai das Knie beugen muss: mitsamt dem Knecht Chimham (Menachem, Janhammu = Nehemia?). Die weitern Verknotungen des Senacherib bleiben hier undiskutiert. Denn noch steht eine weitere Nagelprobe bevor:
|
IV. Aziru, Aitakkama und die Sikeler von Ziklag |
Der ganze Amalekkrieg ist überschattet von der ‘Dachamunza-Affaire‘, weil Anche-sen-amun als die letzte ‘Hauptkönigin‘ Tachpenes (1Könige 11,19f)4., sich einen Hethiterprinzen als Prinzgemahl (= Dachamunza) erbat. Laut der ‘Jerusalem Post‘ wurde in diesem Erbfolgestreit zuerst der Hethiterprinz Uria (Urchi Teschup alias Arnuwanda) umgebracht (2Sam 11), zweitens Amnon (Tut-ammun) vom Bruder Absalom (Semenkare) mit Hilfe Joabs (2Sam 13), drittens Absolom durch Joab (2Sam 18,14), der dem Dudu-David auch noch Abischag von Sunem als Hetäre zuhält, bis viertens auch Adonia die Hand dieser Haremsfrau begehrt, die klar über das Königtum des Salomo entschied (1Kön 2,22). Aber Murschil und der Harmadatta von Zida (Knecht Ziba des Hauses Saul) erhoben Klage gegen Joab/ Aja und den Hintermann David, der diesen Prozess nur dank Nathan-Muwatalls übersteht (1Sam 12). Und ‘Gottvater‘ Aja mordet weiter und ermeuchelt Absaloms Feldherrn Amasa, der zu David überging (20,10) und verdrängt den Gaditer Ittai als Chef der Garde. Achis von Gath belastet den „König von Chatti“, der Aitakkama entsandte, der mit Aziru und Tuwatti (Dwd) das Unheil anrichtet – und nennt und kennt keinen andern Lupakki [EA 53-55]. Akkizi warnte Amenophis auch vor dem Bündnis des Regenten von Gath-Karmel mit dem König von Chatti [EA 53-55] und erbittet eilig Lösegeld (für einen Prinzen) bzw. Schekels und Gold für die Söldner von Que‘ila [EA 56]. Aitakama in Kadesch [EA 189] wendet sich gegen infame Lügen eines Birya- oder Namiawaza, der ‘Itatkama‘ beschuldigt [EA 197], aber selber den Städten des Königs erlaubt habe, zu den hapiru überzugehen. Vom Vater Azirus wird obendrein Sachlal erwähnt, das Ziklag (Sikela), das Achis David übergab (1Sam 27,6), deren Söldnertruppen „nicht freundlich“ sind [EA 62, 371]. Just von hier brach Salmanassar auf zur Schlacht in Karkar:
Sikeler (Schekelesch) werden aus der Tasche (saccellus) eines betuchten ‘Säckelmeisters‘ entschädigt. Aber gegen Befehl des David war kein Sikeler bereit, sich an Absolom zu vergreifen, weder für „zehn Schekel“ Belohnung, die Joab anbot, noch auch „für 1000 Schekel Silber“, wenn sie geboten worden wären (2Sam 18,11f). Doch zunächst wird Aziru in Ägypten der Prozess gemacht, der sich an Dudu, „meinen Herrn und Vater“ wendet [EA 158], sich als Sohn und Diener auch für gute Worte bedankt. Aber: „Der König von Chatti ist nach Nuhasse gekommen. Deshalb kann ich nicht (zu dir) kommen“ [EA 164], wo David sich aufhielt (2Sam 17,24). Ein anonymer Fürsprecher wendet sich an Dudu, da Aziru sein treuer Diener sei und die Könige in Nuhasse fragen würden: „Hast Du nun Deinen Vater für Gold an den König Ägyptens verkauft ?“ Die Sutäer hätten sich gegen „meinen Vater“ erhoben und das Land verlassen - „so machen wir Feindschaft gegen ihn“ [EA 169]. Das klingt alles ganz nach Joab, der für den nach Geser verbannten Sohn Absalom (2Sam 14,29-33) die Begnadigung erwirkt. Aitakama aber fällt von Aziru ab und wird, von Schuppiluliuma rein diplomatisch bestraft, zum König von Kadesch gemacht. Es scheint also, das Ittai (Aitakkama) die Fronten wechselte, als er in der erneuten Rebellion Absaloms in den Dienst Davids tritt. Als Absolom in Hebron der König Israels wurde, wendet sich David zur Flucht aus Jerusalem und mustert seine Gefolgsleute:
Nur den Busenfreund Chusai (Hoschea, Huzzia) liess David in Uri Salima zurück, damit er die Pläne des göttlichen Ratgebers Atitofel vereitle, der das Erbrecht des erstgeborenen Prinzen vertrat – und sich in den Intrigen des Chusai erhängt (2Samuel 17,23). Dieser verbal verteufelte Gesetzgeber Telepinu scheint im 6.Jahr Murschils prompt „umgekommen zu sein“ [Cornelius 189]. Er berief sich auf das erste Testament des Chattuschil (I.), das den Liebling Murschil (I.) begünstigt hatte. Die von ihm beklagte Intrige des „Zidanta“ trägt klar die Handschrift Joabs, der auch gegen das zweite Testament des Chattuschil (I.=II.) opponiert, das denViertsohn der Bathscheba als Salomo begünstigte (Duduchalija IV.) [s. ZS 2006].
Der Feind wird erwartungsgemäss an ‘drei Fronten‘ bekämpft. Absolom und sein Feldherr Amasis verlieren im Walde Ephraim an die 20 000 Mann (2Sam 18,7). Doch weder Absolom, noch Ittai kehren vom letzten Gefecht heim. Absolom nicht, weil Joab ihm drei Speere ins Herz rammt, als er noch lebend am Baume hing (2.Sam 18,14). Und Ittai nicht, da Josefus Flavius eine geheime Absprache Davids mit Joab in Szene setzt: „Säume daher nicht, sondern nimm du ...die Schar der 600 samt deinem Bruder Abessa und suche den Feind auf!“ Also hätte David seinen „vertrauten Freund, den Gittäer Ethi“ schmählich hintergangen [Jüd. Altert. VII.10.1/12.6], als er Joab gegen Sabäus, Sohn des Bochorias entsandte, wo er Amessas erdolcht. Joab setzt seinen Intrigen die Krone auf, indem er David mit aller Raffinesse beschuldigt:
|
V. Das Ende Ittais, des Aitakama |
Es scheint ein fast undurchdringlicher Dschungel von Wirren und Gerüchten zu sein, der biblisch weitgehend aufgeklärt werden kann. Aber im „Dreifrontenkrieg“ (Jahr 10) bedrängt Murschils Kurunta Inaras das Nuhasseland und belagert die Stadt Kadesch, sodass der „dortige König Aitakkama von seinem Sohn Niqmadu umgebracht wurde“ [Brandau/ Schickert 218; Cornelius 189], vom selben entweichenden König Ugarits, den Velikovsky als Kadmos des griechischen Thebens ansah. Das erklärt das Verschwinden Ittais aus dem Bibeltext zur Genüge. Da die Zehnjahresannalen hier aber abbrechen, bleibt nur die früher schon aufgeworfene Frage bestehen, ob sie wirklich vom entthronten Saul stammen können, statt vom Haremssohn Urchi Teschup (Murschil III.), dem letzten Bastardensohn Jonathans-Muwatalls, der dem Cheta-Sar alle Gebiete raubt. Chattuschil (Cheta-Sar) sprach zu Urhi-Teshup:
Der wegen Jonathan verschonte Meri Baal (Neffe Merbalos des Ithobaal von Tyrus) hat die Gnade des Cheta-Sar, der ihn am Tisch mitessen lässt, nicht belohnt (2Sam 9,3; 21,7). Er schürte den Aufstand Absoloms: „Heute wird mir das Haus Israel das Königtum meines Vaters zurückgeben“ (16,26)! So dass also Merbalos auch jener Tiglatpileser (III.) war, der von Schalman in Moab einen Tribut erheischte. In Assur sind Absolom (Assur-Dan-Apli) und Joab (Dajan Assur) in die Aufstände verwickelt, die von Salma Davids ‘Schwiegertochter’ Thamar, der babylonischen Tawananna Sammuramat mit Adonia (Schamschi Adad) erst nieder gerungen werden. Diese Semiramis überbrückt die 70 Jahre des Exils, da ihr Prinz Adad-Nirari (der jüngste Cyrus) den Juden die Rückkehr erlaubt. Da nun Absalom nach Ermordung Amnons drei Jahre beim Thalmi von Gesur in der Verbannung weilte, dem König in Jerusalem dann zwei Jahre nicht unter die Augen treten durfte, bis er nach 4 Jahren nach der Krone griff (2Sam 13-15,4), bestätigt sich das 9. Jahr der Annalen des Murschil III., der von Chattuschil verbannt, aber zur Reichsteilung mit Harmadatta von Zida, dem Knecht Ziba des Hauses Saul genötigt wird (2Sam 19,30). In seiner Kniebeuge vor David schiebt Meribaal alle Verunglimpfungen Davids auf den bösen Knecht Ziba (Harmadatta, Haremhab) ab:
Kein Textharmonie könnte besser die Mittlerrolle des Mausolos als des wahren Syennesis beleuchten, der kein allmächtiger Kaiser und Despot, nur der Schiedsrichter dieser „Reichsteilung“ war, wie es auch vom Maussolos der Griechen erzählt wird, der alle Anschläge überlebt. In letzten Zeugnissen seiner Apologie hat Chattuschil seine Rettung der Ischtar von Sumucha (im Lande Astaroth der Meschastele), der Priestergattin Pudu Chepa und der ‘Sonne von Arinna‘ (Aroer) verdankt und den Bau eines Mausoleums auf dem „Dreschplatz“ des Arnuwanda (der Tenne des Arauna 2Sam 24) angeordnet. Diese Frühgeburt des Monotheismus wird vom Tempelbauer Thudalyah IV. in sträflicher Weise missachtet. Aber wir erreichen eine Harmonisierung von Keilschriften, Mythen, Sagen und jüdischen Schriften, die an der geschichtlichen Identität von Ereignissen und Peronen keinen vernünftigen Zweifel lässt.
|
VI. Geschichts- oder Zeitfälschung? Folgerungen |
Geschichtsfälschungen, wie sie in allen Stelen, Denkmälern und Literaturen vorkommen, können Ursache und Anlass von Zeitfälschungen sein, aber Zeitfälschungen, wenn sie nicht erkannt werden, müssen in der Geschichtsentstellung und -fälschung enden. Wir haben hier nur ein einziges Zeitfenster des Mescha-David untersucht, das scheinbar quer durch alle Jahrhunderte läuft und dunkle Zeitränder unbeleuchtet lässt, die das wirkliche Vorher und Darnach betreffen. Man wird sich fragen dürfen, ob dieses verdichtete Zeitbild aufgeht und die biblische Davidsgestalt nicht also in zwei oder drei ‘historische‘ Biografien zerteilt werden müsste: des David I. und David II. [Gabriel] oder von Mescha, Chattuschil und Salmanassar [vgl. Heinsohn u.a. ZS-Autoren]. Bei Ittai/ Ithakama stossen wir an die Grenze solcher Splitterungen, da die Testperson nur ein schmales Zeitfenster zur Verfügung hat. In der konventionellen Chronologie haben viele Persönlichkeiten ein mehrfaches Vor- oder Nachleben, je nach ihren Bekanntheitsgraden in Ägypten, Chatti, Aram, Israel, Assur, Medien und Jonien (etc). Diese gespenstische Abfolge von Lebensabschnitten in gestaffelten Zeiträumen muss einer einheitlichen Raumzeit weichen, die für die ganze Antike gilt, so für den ausgeblendeten Westen ante und post der Geburt Christi und das abendländische Christentum. Nach dem Meteoritenimpakt von Arzawa ist eine „taumelnde“ Erdachse nicht auszuschliessen (Jesaia 24,20), welche auch die Fixdaten Johann Kepler‘s über den Haufen wirft und mehrere Ableger in der Levante hatte: von den ägyptischen Plagen, den absonderlichen Venustafeln Ninives und den Beobachtungen des Sonnenstillstandes über dem Tal Ajalon (vor Christus) bis hinein in die keltische Nebelwelt von Avalon und der Ritter der Tafelrunde von Brit-Annien (dem Bund der Anna). Die Ilias endigt mit dem Zorn des Achilleus – und war von der Spätantike bis ins gotische Spätmittelalter populär. Die Odyssee bedient sich einer andern Fabel des ewigen Heimkehrers, „der nicht sterben kann“ [Ranke-Graves GM 167.2; 171.1.], welche Vergil auf Äneas als etruskischen Gründer Roms deutete. Der Augustinus des „Gottesstaates“ (dessen Erfinder mit dem Bischof im Hippo-Regius der Vandalen nicht identisch sein muss) und sein Interpret Zwingli sahen eine heilszeitliche Spiegelung des Untergangs Samarias in der Gründung Roms als dem Anfang (ante) und Beginn der christlichen Germanenmission (post Christum). Sollte sich der Tod Ittais, des Aitukkama, also auch in Mythen des 10. oder 13. Jh nach Christus spiegeln? Das steht dahin. |
Anmerkungen |
1.Vgl. Salmanassar zum 10. Jahr: To the cities of Arame I approached. Arne [Aroer a. Arnon], his royal city with 100 of his (other?) towns I captured. 2. Bibellesende könnten sich an den fundamentalen Synchronismus der Eroberung Samarias nach „drei Jahren“ 2.Könige 18,9f erinnert fühlen - im sechsten Jahr Hiskijahus von Ursalimma (Jeruschalajim) und im neunten des Hoschea (Chusai) - die dem einzigen biblisch erwähnten Salmanassar zugeschrieben wird. 3.Bokchoris wurde allgemein als alter ego oder – bei Assman – späte Reinkarnation des Echnaton angesehen (der archäologisch noch nicht bekannt war) 4. Es ist seltsam, dass der Rabbinersohn Velikovsky (Exodus 179f) keine Verbindung zog der Tachpenes, die Hadad von Edom ihre Schwester zur Frau gab,und der von Jerobeam geehelichten „Schwester Ano“ von On (Septuagintaversion) zu der griechischen Söldnerkolonie von Daphne (Tel ed-Defenne) der Zeit Jeremias (43,9), die „hebräisch“ doch den Namen Tachpanches trage s. Ramses 206ff. |
Literaturhinweise |
Arend, Walter: Geschichte in Quellen, I. Altertum 1965/1989 |
Ich möchte ein Kommentar
zu diesem Text schreiben:
|