Münzfunde in Bulgarien in einem halben Jahrhundert |
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1910-1959 |
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Dieses ist die vorläufige Fassung eines Artikels, dessen vollständige Fassung später in einer bulgarischen Fachzeitschrift veröffentlicht werden wird |
Wenn eine Münze von Zar Iwan Alexander (1330-1371) geprägt wurde, schreiben wir sie zwei Grundzeiteinheiten zu: [1340-1360] und [1360-1380]. So wird die Funktion aller zwischen 1910 und 1959 in Bulgarien gefundenen und veröffentlichten Münzen definiert. Schließlich werden alle Funktionen graphisch zusammengefaßt |
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Fig. 1: Graphik der Individuellen Schritt-Einheits-Funktion einer Münze, die von Zar Ivan Schischman (1371-1393) geprägt wurde. |
Um sicherzugehen, daß alle Funktionen in der Graphik in ausgewogener Weise zum Endergebniss beitragen, multiplizieren wir die Werte jedes IUSF mit einem Koeffizienten, der von der Menge Grundzeiteinheiten abhängt, in der die Funktion nicht Null beträgt. Das heißt, wir multiplizieren mit 60 die Funktion einer Münze, die einer einzigen Grundzeiteinheit (20 Jahre) entspricht, und mit 30 oder 20 die Funktionen der Münzen, die zwei oder drei Grundzeiteinheiten zugeschrieben werden. So hat das Rechteck, das in der Graphik 1 die Münze darstellt, zwischen Abszisse und Ordinate, immer den Wert 1200. |
Das kann man als mathematische Formel so ausdrücken: IUSF (t; münze) = |
wobei: die Datierungsperiode der Münze ist und t nicht ein spezifisches Jahr, sondern eine Zeiteinheit (20 Jahre); n ist die Anzahl der Grundzeiteinheiten in der Periode , das heißt ihre "Länge". Zusammenfassend erhalten wir den Wert CDC(t)=Σ IUSF(t; coin). |
Die so dargestellte chronologische Verteilung der Münzen (CDC) ist nur eine Zeitfunktion, denn die Anzahl der in Bulgarien zwischen 1910 und 1959 gefundenen und veröffentlichten Münzen (CFBP-1910-1959) ist festgelegt und die Endsumme enthält alle IUSFs der Münzen. Die Anzahl der IUSFs ist so groß, daß man mit dem Computer arbeiten muß. Ein MS Excel Programm kann für diese Zusammenrechnung und die graphische Darstellung verwendet werden. Mehr Einzelheiten in früheren Veröffentlichungen des Autors. Diese Graphiken sind sehr praktisch, und geschichtliche Daten darzustellen und zu analysieren. |
Diese Graphik wurde durch ein Excel-Programm erstellt. |
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Fig. 2: Graphik der 1910-1959 in Bulgarien gefundenen und veröffentlichten Münzen |
Im Vergleich mit Tafel 2 ergibt sich, daß die Unterschiede sehr gering sind, alle Höhen und Tiefen sind übereinstimmend verteilt | |
Fig. 3: Chronologische Verteilung der 1910-1934 in Bulgarien gefundenen und veröffentlichten Münzen. |
. Daraus ergibt sich: 1. Zusätzliche Daten würden die Eigenschaften der Kurve in Tafel 2 nicht wesentlich ändern, vor allem nicht die Minima und Maxima und das Verhältnis zwischen den beiden. |
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Fig. 4: Chronologische Verteilung der 1910-1959 in Bulgarien gefundenen und veröffentlichten Münzen. |
2. Die Tafel zeigt ein adäquates Bild aller Funde jener Zeit einschließlich der nicht veröffentlichten Münzen; ihre Einfügung würde das Bild nicht wesentlich ändern. |
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Von Anastasius I bis Mauritius (491-602)
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Von Phocas bis Konstantin IV (602-685)
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Von Justinian II bis Michael II (685-829)
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Von Theophilus bis Nicephorus II Phocas (829-969)
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Von Johannes Tzimisces bis Nicephorus III (969-1081)
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Von Alexius I Comnenus bis Alexius III (1081-1195) |
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Fig. 5: Daten der byzantinischen Münzen im British Museum; Tafel vonA. P. Kazhdan
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Die rechte Spalte der Tafel 5 entspricht dem, was wir hier die zeitliche Verteilung der Münzen nennen. In einem neuen Programm (MS Excel) haben wir die Anordnung in Tafel 6 hergestellt, wobei die Perioden in 20-Jahr-Grundzeiteinheiten aufgeteilt wurden, wie oben beschrieben. |
Die Tafel 6 bringt Information über die zeitliche Verteilung byzantinischer Münzen zwischen 491 und 1195 nach Kazhdan. Insofern enthalten Tafel 5 und 6 fast dieselbe Information, wobei die Tafel 6 bildlich einen besseren Einblick ermöglicht. | |
Fig. 6: Chronological Distribution of Byzantine coins from the collection of the British Museum according to Kazhdan (Kazhdan, 1954, pp. 164-188). |
Da die Grundzeitintervalle in Tafel 5 (etwa 100 Jahre und mehr) größer sind als in unserer eigenen Aufstellung, ist die Funktion in Tafel 6 gröber. Dennoch ersah Kazhdan daraus eine Besonderheit: Die Zeit des 8. bis 10. Jh. ist durch eine kleinere Anzahl Münzen präsentiert. Auch die Tafeln 7 und 8, die auf der Sammlung byzantinischer Münzen des Grafen I. I. Tolstoy (1912-1914) basiert, zeigen dieselbe Besonderheit. |
Von Anastasius I bis Mauritius (491-602) |
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Von Phocas bis Konstantin IV (602-685) |
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Von Justinian II bis Michael II (685-829) |
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Von Theophilus bis Michael III (829-867) |
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Fig. 7: Daten der byzantinischen Münzen der Sammlung des Grafen I. I. Tolstoy; Tafel von A. P. Kazhdan. |
Kazhdan zieht die Schlußfolgerung: „Betrachtet man die Angaben in den Katalogen, könnte man vermuten, daß an der Grenze zwischen 7. und 8. Jh. Byzanz in eine Zeit deutlicher wirtschaftlicher Änderungen eintrat, die in der Verringerung von Münzprägungen ihren Ausdruck fand. |
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Fig. 8: Zeitliche Verteilung der byzantinischen Münzen in der Sammlung des Grafen I. I. Tolstoy. |
Diese Folgerung bleibt jedoch hypothetisch und sollte nachgeprüft werden. Tatsache ist, daß die Münzsammlungen stets persönlichen und zufälligen Charakter haben, besonders wenn die eine oder andere Münze häufiger vorkommt, kann dies an der Auswahl des Sammlers liegen. Deshalb findet man auch meist seltene Münzen in diesen Sammlungen. Außerdem haben die Münzen, die die Komnenen und Paläologen in den letzten Jahrhunderten ihrer Herrschaft prägten, für die Sammler geringeres Interesse als die früheren. Alle diese Faktoren verändern natürlich das Bild, weshalb die Angaben der Kataloge mit denen in den Veröffentlichungen von Ausgrabungen und Hortfunden verglichen werden sollten... Beachtet man alle diese Faktoren, dann haben alle weiteren Überlegungen und Berechnungen nur vorläufigen und versuchsweisen Wert, obgleich mir scheint, daß die große Masse der Münzen eine gewisse Garantie für die Relevanz der Folgerungen aus dem Münzmaterial enthält.“ (1954, S. 167) Auf dieser Grundlage widmet Kazhdan seine Aufmerksamkeit den Veröffentlichungen von Ausgrabungen und Hortfunden und benützt deren Angaben zur Bestätigung seiner Erwartung, daß (dieser Satz sollte wiederholt werden) „die große Masse der Münzen eine gewisse Garantie für die Relevanz der Folgerungen aus dem Münzmaterial enthält.“ Wichtig ist anzumerken, daß er in seiner Untersuchung die Angaben über mehr als 50.000 byzantinischer Münzen verwertet. |
Wir fügen alle zusammen und errichten die zeitliche Verteilung im Zeitraum 500,1000, was folgende Tafel 9 ergibt. So kann Kazhdan überzeugend die ‚Geldkrise‘ in der byzantinischen Geschichte zeigen. Sie erfaßt das 8. bis 9. Jh. |
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Fig. 9: Chronologische Verteilung aller in Kazhdans Arbeit einbezogenen Münzen (Kazhdan, 1954, pp. 164-188) |
Eine ähnliche Schlußfolgerung wird durch die Angaben von R. Lazer (1980, zitiert in Romanchuk 2003, S. 132-137) bewiesen für römische und frühe byzantinische Münzen (1641 insgesamt), die in Mitteldeutschland (DDR) ausgegraben wurden, und durch die Ergebnisse von Kropotkin (1961 und 1962) über Funde derselben Münztypen auf dem Gebiet der ehem. UdSSR und Osteuropas (11729 insgesamt). Die Zahlen von Kropotkin für byzantinische Münzen in Osteuropa, die ins 8.-9. Jh. datiert sind, spricht für sich: 2 Münzen vom 8. Jh. und 11 vom 9. Jh. (1962, Tafel 1). Hier scheint ein ernstes wissenschaftliches Problem vorzuliegen, denn Leben in einer Stadt, auch einer kleinen, ist ohne Münzen unmöglich. Die Mehrzahl der Bürger stellt keine Nahrungsmittel wie Korn, Milch, Fleisch usw. her und muß ihre Nahrung kaufen, wofür Geld nötig ist. Bekannt ist, daß in einigen Ländern statt Geld Leder verwendet wurde, aber soweit aus byzantinischen Quellen erschließbar wurden dort nur Münzen verwendet. Darum müssen in Städten wie Konstantinopel, Serdica (Sofia) und Philippopolis (Plovdiv), heute in Bulgarien, Münzen in Umlauf gewesen sein. Sie müssen also geprägt worden sein. Aber wo sind sie? Warum können Archäologen sie in Bulgarien nicht finden? |
Literatur | (Englische Fassung beibehalten) |
Fedorov S., Fomenko A. T. (1986) Statistical Estimation of Chronological Nearness of Historical Texts. Journal of Soviet Mathematics, Vol. 32, № 6, pp. 668-675. |
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