Riesenmauern - aber wofür der Aufwand?
Diese Frage nach dem Sinn der monströsen Mauern der "Megalithiker" wurde oft gestellt und nie verständlich beantwortet. Nun neigt sich ein langes Forscherleben, oder eigentlich: verneigt sich ein alt aber nicht weise gewordener Forscher vor diesem Rätsel und bittet um Weiterarbeit.
Hier noch einmal das Foto aus jungen Jahren: die Riesenmauer von Córdoba in Spanien, wie im Buch "Das Erbe der Giganten" (1977, S. 165) abgebildet.
(Ohne die Figuren hätte man keinen Eindruck von der Größe)
Damals beschrieb ich (S. 177) die Mauer so: "Welch ein gigantisches Werk! Die Steine, die hier aufeinandergeschichtet wurden, sind über zwei Meter lang, einen Meter hoch und ebenso breit. Mindestens acht Steinlagen stehen noch. Sie sind leicht zurückgesetzt, so daß sich eine schräg geneigte Mauer ergibt, ungeheuer fest. Wie bei allen Zyklopenbauten ist der Eindruck auf den Betrachter unbeschreiblich stark. Wer mag diese 'titanische' Arbeit geleistet haben und wozu?"
Mit dieser Mauer wurde keine Stadt oder Festung geschützt, wie etwa in Tarragona oder Mykene. Hier war nur ein Hafen am heute seichten Guadalquivir, bei Peñaflor nicht weit von Córdoba, mitten in der flachen Landschaft. Dieser Rest der gewaltigen Anlage heißt allerdings noch heute Puerto, Hafen, was die Archäologen, denen ich Fotos zeigte, leider als volkstümlichen Unsinn ablehnten. Warum sollte mitten im Land, zweihundert Kilometer von der Atlantikküste entfernt, eine dermaßen aufwendige Mauer zum Schutz der Schiffe errichtet worden sein?
Ein Jahr nach dieser Entdeckung fand ich eine schriftliche Quelle, die den Bauern Recht gab, die von einer Hafenanlage sprachen: Pedro de Medina (2. Auflage 1587): "Peñaflor: Hier war der Hafen, in dem die Flotte der alten Andalusier lag. Der Hafen war so in den Fluß gebaut, daß die Schiffe hier Schutz vor den Fluten fanden, die früher vom Atlantik her bis hierhin reichten. Dieser Hafen war ein bewundernswertes Meisterwerk! Nahebei ragt ein Fels mitten im Fluß, auf dem eine Salzquelle entspringt, die in einem großen Becken dortselbst im Sommer vertrocknet; dies ist bestes Salz. Ptolemäus nannte die Stadt Ilipula Magna, und bei Plinius hieß sie Ilipa Italica. Sie war Bischofsitz, wie in den alten Konzilien nachlesbar ist. Es gab hier viele Bergwerke, der Guadalcanal ist heute noch voller Silber." Soweit der berühmte Mathematiker Pedro de Medina in seiner Beschreibung der Großartigkeiten Spaniens.
Wir suchten nun noch einmal und fanden auch die Salzbecken, sie liegen ganz in der Nähe direkt am Fluß. Und noch etwas fanden wir: eine große Naturbetonschicht mit eingebetteten Kieseln, die der Größe nach geordnet sind wie an einer alten Meeresküste. Wen das interessiert, der lese weiter im Buch von 1977.
Selbst wenn hier einst die Atlantikküste lag, wie ich aus vielen Anzeichen in diesem Zusammenhang schließen mußte, bleibt doch die Frage: Wie können Menschen von meiner Körpergröße diese gewaltigen Steine aufeinandergeschichtet haben? Eine Mauer, die vor Flutwellen schützt, kann man auch aus kleineren Steinen errichten.Und ähnliche Mauern an Dutzenden anderen Orten in der Umgebung?
Und nicht nur in der Umgebung. Den Odilienberg fand ich ebenso rätselhaft. Hier oben auf dem Buckel im Elsaß stand keine Stadt, nur ein Kloster mit vielen Äckern. Aber eine zehn Kilometer lange Mauer aus gewaltigen Steinblöcken in drei bis vier Lagen, stellenweise doppelt aufgerichtet, umzog den ganzen Berg. Sie machte noch nicht einmal verteidigungstechnischen Sinn, wenn man von den möglichen Feinden in der frühen Metallzeit ausgeht. Die Steine waren sogar miteinander verklammert, in mehreren Richtungen (siehe hier den Artikel Metallklammern). Wenn die Feinde Menschen waren, hätte ein Palisadenzaun dieselbe Wirkung gehabt - ihn zu erstürmen wäre nicht leichter gewesen als die Mauer zu überwinden. War der Berg eine Insel im wogenden Meer? Schwer vorstellbar, wenn auch nicht ausgeschlossen. Das würde als Erklärung zu Peñaflor passen. Oder waren die Feinde nicht Menschen sondern riesige Echsen, Saurier etwa? Das vermutete ich 2002 in Bipedia Nª. 21, S. 42-45 (Nizza).
Teil der Mauer auf dem Odilienberg (mit zwei Personen)
Im Artikel über die Mauern mit Metallklammern schrieb ich zu dem Foto: "Die Steine wurden nach einer völligen Zerstörung wieder aufgerichtet als Mauer, diesmal ohne Verwendung der Klammern, eher wahllos." Und fragte mich: Wer die Mauer wieder errichtete, machte sich schon große Mühe, wofür? Seltsamer noch ist, daß die Mauer erst einmal zerstört wurde. Menschen waren es nicht, es wäre auch sinnlos gewesen. Ein Erdbeben schafft das nicht, es zerreißt nur hier und da den Zusammenhalt der Mauer. Eine Flutwelle wäre möglich. Flutwelle? Hier oben auf dem Berg? Und so ungeheuer groß, daß sie die Mauer zerstören konnte? Genau das müßte der Urheber gewesen sein. Jene Flutwelle, die den ganzen Rheingraben heraufströmte und bis Basel reichte.
Literatur:
Medina, Pedro de (2° - 1587): Las Grandezas de España (Madrid)
Topper, Uwe (1977): Das Erbe der Giganten (Walter-Verlag, Olten, Schweiz)
Und nun Italien:
(Abb. Mauer und Tor in Norba, Foto: Dayana Mello)
Mauern wie diese in Norba in Süd-Latium (südlich von Rom, nahe bei dem heutigen Norma) sind nicht römisch, ihr Ursprung war den Römern nicht einmal bekannt,
und: es gibt viele Meuern dieser Art in Latium, kilometerlang!
Man lese den sachkundigen und faszinierenden Aufsatz von Dayana Mello: O Mistério Dos Muros Ciclópicos Da Itália Central, mit schönen Fotos von Dayana Mello und historischen Abbildungen sowie vielen Lieraturhinweisen, erschienen in
Revista Enigmas, Editora e Livraria Anunaki, Brasilien (in Portug.)
Die Mauern von Alatri habe ich mir vor einigen Jahren selbst angeschaut, um zu begreifen, was daran so außergewöhnlich ist. Das Sonderbarste: Man hat wenig davon erforscht, weiß fast nichts über die Erbauer oder ihre Technik.
Bewundernswert auch die Pforte in Arpino! Die Ähnlichkeit mit vorhettitischen Mauern in Anatolien und Mauern in Sidon ist verblüffend.
Nicht nur in Latium, auch im Etruskergebiet gab es polygonale Mauern, z.B. in Fiesole bei Florenz. Die "Hafenmauer" von Ansedonia (Maremma) liegt heute halb im Wasser.
Hafenmauer in Ansedonia (Maremma) Foto U.T.
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