Die Diskussion um Heribert Illigs These von den 297 Phantomjahren
zwischen 614 und 911 will nicht abreißen und fördert immer
spitzfindigere Untersuchungen, was der Chronologiekritik zugute kommt.
Anläßlich der kürzlich auf der Klausurtagung in Zürich
neu entfachten Streitreden und Schriften rolle ich die grundsätzlichen
Argumente, die Ulrich Voigt vertritt, noch einmal auf.
Voraufgegangen war ein Leserbriefwechsel zwischen Voigt und mir im Jahrgang
1996 der "Zeitensprünge", auf den ich abschließend
in meinem Buch "Erfundene Geschichte" (1999, S. 234 f) schrieb:
"Da die Wochentagszählung ... offensichtlich fehlerfrei bis
heute eingehalten wurde, müßte die Lücke, wenn der übersprungene
Zeitraum etwa zwischen 614 und 911 liegt, 297 Jahre sein, denn die Gesamtzahl
der Tage von diesen 297 Jahren im 7. bis 9. Jahrhundert (365 mal 297
plus 74 Schalttage ergibt 108 479 Tage) beträgt glatt 15 497 Wochen.
Illig hat also den ausgefallenen Zeitraum korrekt berechnet, denn wie
er sagt: Es fallen nicht die Jahre zwischen 614 und 911 aus, sondern:
die ersten acht Monate des Jahres 614 werden an die letzten vier Monate
des Jahres 911 angesetzt, womit ein Abstand von exakt 297 Jahren entsteht
(1996, S. 19).
Durch die Einbeziehung des Wochenrhythmus in die Illigsche These ist
eine weitere Stütze gewonnen: In dem in Frage kommenden Zeitraum
können es nur 297 Jahre gewesen sein, wenn der Fehler nicht größer
als fünf Jahre in beiden Richtungen war.
An dieser Stelle setzte nun ein anderer Leser (Ulrich Voigt aus Hamburg)
mit einem mathematischen Einwand an: Wegen der Wochentage und der Mondphasen
müsse die Lücke allermindestens (28 x 19 =) 532 Jahre oder
ein vielfaches davon betragen. Der Osterfestzyklus von 532 Jahren ist
(wie schon erwähnt) das Produkt aus Wochenrhythmus und metonischem
Mondzyklus. Dieser Einwand muß so korrekt angemutet haben, daß
Illig ihn veröffentlichte (in ZS 2/1996, S. 242). Mit einer völlig
irrelevanten Osterfest-Berechnung hat sich Werner Bergmann (Univ. Bochum,
siehe EuS 8/1997) diesem Argument angeschlossen und gesagt: "Entweder
sind also 532 Jahre ausgefallen oder keins." (S. 485).
Die Behauptung, das Osterfest falle nur alle 532 Jahre auf denselben
Tag, ist jedoch falsch, weil Ostern nur in einem Zeitraum von 35 Tagen
verschiebbar ist (zwischen 22. März und 25. April). Die Wiederholung
gleicher Ostertage ist darum recht häufig; außerdem ist 28
als Faktor zu groß, da 5, 6 oder 11 Jahre als Abstand im Julianischen
Kalender ausreichen (siehe meine Antwort in ZS 3/1996, S. 398. Anzufügen
wäre, daß dies selbstverständlich nur für den julianischen
Jahresbeginn am 1. März gilt, sonst müßte man die ersten
beiden Monate ausnehmen.) So hat dieser Versuch, die Zeitkürzungsthese
von Illig zu stürzen, keine Chance, weil Wochenzählung und
Osterdatum zu kleine Zeiteinheiten sind." (Ende des Zitates).
Nachzutragen für Mathematiker wäre, daß die julianische
Wochentagsregelung auch den julianischen Jahresbeginn (am 1. März)
voraussetzt.
Herr Voigt meldete sich in ZS 2/2000 noch einmal zum Thema unter Bezug
auf meinen obigen Text, wobei er seine "damalige Position zu den
Osterdaten revidieren" möchte (S. 296). In meiner damaligen
Rezension faßte ich seine Argumente wie folgt zusammen:
"Nachdem ich rechnerisch erwiesen hatte, daß in dem von
Heribert Illig als übersprungen genannten Zeitraum 614=911 die
Wochentage weiterhin stimmten, blieb noch festzustellen, daß die
Schaltregel nicht eingehalten worden sein könnte, was sich an den
Ostertafeln zeigen müßte (die wirklichen Schalttage vor 614
kennen wir ja nicht). Das hätte Voigt ohne jene seitenlangen Tabellen
ganz einfach herausfinden können: 297 ist nicht durch 4 teilbar,
also müßte man bei einem Sprung von 614 auf 911 einmal schon
nach 3 Jahren den Schalttag eingeschoben haben, wenn die Osterferstberechnung
auch rückwärts stimmen sollte. Da eine einmalige Schaltung
nach drei Jahren sehr unwahrscheinlich ist, blieben nur noch Vielfache
von 28 Jahren für einen geplanten Sprung übrig: 252 oder 280
oder 308 Jahre usw. Zwar hatte Voigt nicht vor, Illigs These zu stürzen,
wie er behauptet, aber faktisch hat er es getan. Voigt schreibt nämlich:
"Verifizieren = feststellen, dass Zeiteinschub modulo 28 den Rest
17 hat.
Falsifizieren = feststellen, dass der Zeiteinschub modulo 28 einen anderen
Rest hat."
Der zweite Teil ist falsch, da andere Reste ebenfalls die Wochentagsfortführung
ermöglichen, z.B. Rest 5, 6, 11, 22 und 23 (siehe Topper 3/96,
S. 398). Hier hat Voigt Lernbedarf.
Auch der erste Teil ist falsch, denn verifizieren läßt sich
die Fortführung des julianischen Kalenders nur mit modulo 28 Rest
0 (Null), wie Voigt ja ausdrücklich sagt. Voigts Kernsatz lautet
nämlich wiederum (er ist dort zur Hervorhebung kursiv gedruckt):
"Nur dann, wenn der Zeiteinschub x ein Vielfaches von 28 (Jahren)
beträgt, entsteht in der Relation 'Datum-Wochentag' keine Störung."
Und zwei Sätze weiter im selben Sinne: "Bei allen anderen
Einschüben wird es in regelmäßigen Abständen Diskrepanzen
geben." Wenn also Illigs Einschub nicht durch 28 teilbar ist, kann
die Durchzählung der Woche nicht mehr stimmen. Und 297 ist durch
28 nicht teilbar.
Damit hätte er Illig widerlegt.
Voigt wiederholt (S. 300) noch einmal ganz ausdrücklich: "Die
7-tägige Woche und die 4-jährige Olympiade führen zu
28 = 7 x 4. Eine kürzere Periodizität ist nicht vorhanden."
Als Fazit sagt er (S. 305): "Die obige Tabelle zum 1. Januar/1.
März ist die Tabelle Nr. 17 aus 28 möglichen Tabellen, denn
297 hat zur 19 den Rest 17."
Logisch? Nein, denn was hat die 19 (dem Oster-Zyklus entnommen, auf
den er weiter unten eingeht) hier zu suchen? Und wenn man "Rest
17" hineinsteckt und nachher wieder herausbekommt, dann beißt
sich der Hund in den Schwanz. Hätte er gewußt, daß
in diesem Zeitraum - es wäre zu wiederholen, was Topper 1996 schrieb:
nur in diesem Zeitraum - der Rhythmus gerade mit 6 und 11 Jahren Abstand
lief, dann hätte er erklären können, daß auch nach
17 Jahren (6+11 in diesem Fall) die Wochentage wieder stimmen können.
Aber das stärkste Argument gegen Illigs These bringt Voigt noch:
"Wenn man genügend datierte Wochentage hätte, könnte
man sie mit diesen Tabellen vergleichen und so modulo 28 die Länge
des Zeiteinschubs bestimmen."
Wer die ganze Diskussion nicht mitverfolgt hat, sondern einfach seinen
Rechner ansetzt ohne nachzudenken, der wird immer solche Beweise finden.
Es gibt "genügend" datierte Wochentage, es gibt sie in
großen Haufen auf Stein und Pergament, wie Illig anerkennt, denn
er hält ja z.B. Gregor d.Gr. und dessen päpstliche Erlässe
für geschichtlich.
Da die von Voigt für seinen Artikel kopierten Zahlentabellen schon
sehr, sehr lange existieren, (schon Jahrhunderte vor Grotefend, den
er als Quelle angibt) waren die Herren Kleriker nicht faul und haben
uns viele datierte Wochentage beschert, von denen die meisten sogar
richtig rückerrechnet sind.
Was Voigt nun hinsichtlich Ostern "berichtigt", bewegt sich
im selben kurzsichtigen Kreis: Wenn wir wüßten, wann im Mittelalter
ein Osterfest tatsächlich begangen wurde, wäre es zu schön.
Ein katholisches Ostern vor 1250 ist aber eine Illusion. Darum sind
Voigts mathematische Rückprojektionen reine Spiegelfechterei.
Warum Illig diese naive "Widerlegung" seiner seit 1991 so
brilliant verfochtenen These in seiner eigenen Zeitschrift publiziert,
noch dazu ohne den sonst üblichen Kommentar des Redakteurs, bleibt
ein Rätsel. Vorsichtiger Rückzug?
Ps.: Wer mit einem einfachen Programm die entsprechenden Umrechnungen
der Kalendertage ausführen möchte, ohne die altmodischen Tafeln
von Grotefend u.a. benützen zu müssen, der kann gegen eine
Gebühr von DM 20.- dieses Programm (Q-basic) erwerben; es ist auch
zur Umrechnung des islamischen Hedjira-Kalenders in julianischen und
gregorianischen Kalender brauchbar. Es wurde von Alexander Topper 1996
geschrieben und ständig verbessert, so daß es die in manchen
Programmen auftauchenden Fehler nicht enthält."
Soweit schrieb ich im Jahr 2000. Heute, 2005, sind wir einige Schritte
weiter und haben das ganze Ausmaß der Geschichtsfälschung und
der rückwärts berechneten Daten im Blick. Darum fällt die
Antwort auf Voigts Artikel in ZS 2/2005 noch etwas genauer aus. Vorausschicken
möchte ich, daß ich grundsätzlich die Argumente von Voigt
einer Diskussion für wert halte. Axel Brätz hatte in seinem
Vortrag im Salon für Forschung und Geschichte (BSF) in Berlin am
14. Febr. 2005 darauf aufmerksam gemacht, daß Voigt in seinem Buch
(2003) eindeutig demonstriert, daß die Ostertafel des Dionysius
auf der Kenntnis der gregorianischen Kalenderreform beruht. Diese Erkenntnis
löst alle Fragen in der von mir vorgeschlagenen Weise.
Nun also zur schriftlichen Überarbeitung des Vortrags, den Ulrich
Voigt, der bekannte Kopfrechner, auf dem Klausurtreffen in Zürich
im Mai 2005 hielt:
"Über die christliche Jahreszählung" von Ulrich
Voigt, mit Kommentaren von K.-H. Lewin, Andreas Birken und Heribert Illig
(S. 420-481).
Wegen seiner Überlänge (von stattlichen 35 Seiten) darf man
annehmen, daß dem Herausgeber Illig der Beitrag von Voigt und dessen
Verlängerung durch Lewin ganz wichtig ist, da er von ihm ja auch
anschließend gleich selbst beantwortet wird. Voigt möchte,
nachdem "unser Verständnis der frühchristlichen Kalender
noch einmal deutlich erweitert, vertieft und verändert" worden
war (S. 420), die Diskussion "neu eröffnen" (S. 421). Mit
zahlreichen Berechnungen verschiedenster Art, die um die Festlegung des
Osterdatums kreisen, hat er "die christliche Jahreszählung"
rein mathematisch als durchgehend seit frühester Zeit - schon vor
dem Konzil von Nizäa - nachgewiesen und mit Überlegungen zur
Ostertafel Illigs Konzept, ja seine ganze These, zunichte gemacht. Das
müßte nun manche Gegner der Chronologiekürzung freuen
und von ihnen auch ausgewertet werden. Ich fürchte nur, daß
niemand diese verzwickte Beweisführung nachprüfen wird und entweder
mit Verweis auf die mathematischen und literarischen Argumente Voigts
das Thema als abgeschlossen ansieht oder kopffschüttelnd - wie Christoph
Marx im internet - derartigen Unsinn in die Versenkung befördert.
Darum will ich mit einer eingehenden Betrachtung von Voigts Text die grundsätzlichen
Ergebnisse dieser Überlegung noch einmal hervorheben. Dabei müssen
kleinere Rechenfehler und Ungereimtheiten übergangen werden - etwa
solche wie der zur Indiktion (S. 437): "Die Praxis, auf der die Datierung
nach Indiktionen beruht, ist ebenfalls so breit, dass die Vorstellung
schwer fällt, man habe sich irgendwann einmal in der fortlaufenden
Zählung geirrt." In den "Dokumenten" wird aber immer
nur die jeweilige Zahl des fünfzehn Jahre laufenden Indiktionszirkels
angeführt, nie die Gesamtzahl der jeweiligen Indiktionszyklen. Das
reicht zum eindeutig datieren nicht aus! Und daß man sich da leicht
irren kann, beweist Voigt gleich selbst, indem er behauptet, das Jahr
525 hätte die Indiktionsziffer 9. Wer nachrechnet, und das geht an
den Fingern, erhält 3. Oder:
(S. 452): "Daß das julianische Kalenderjahr um etwa 6 Minuten
zu lang ist, war bereits Hipparch von Nicaea im zweiten vorchristlichen
Jahrhundert bekannt", was keineswegs erwiesen ist, außerdem
kann das von Julius Caesar verordnete Jahr nicht ein Jahrhundert früher
schon so geheißen haben, und drittens ist es um rund 11 Minuten
zu lang, wie man im Kopf ausrechnen kann.
Aber nun zu den Denkfehlern der Reihe nach im Text:
Laut Voigt ist Beda Venerabilis "gewiß der mittelalterlichen
Nach-Phantomzeit zuzuordnen" (S. 421). Ist das gewiß so? Beda
soll offiziell von 674-735 gelebt haben, also knapp zwei Jahrhunderte
nach Dionysius, und genau in der "Phantomzeit". Mit Nach-Phantomzeit
meint Voigt die "Gegenwart" (das zweite Jahrtausend nach Chr.,
wie er S. 423 klärt.) "Zwischen Beda und Dionysius liegen Jahrhunderte,
Jahrhunderte, in denen die dionysische Jahreszählung kaum je benützt
worden ist." (S. 421) Kaum je? Überhaupt je? Und wenn sie nicht
benützt wurde, wie kann dann Beda an die Zählweise von Dionysius
anschließen? Gab es eine verläßliche Parallelzählung,
die die dionysische mit Bedas eigener Zeit verband? Dann wären alle
weiteren Überlegungen überflüssig, die Paralleljahreszählung
würde jede Phantomzeitthese zu Fall bringen. Und warum sollte Beda
nach mindestens fünf Jahrhunderten, was Voigt als gewiß ansieht,
für sich selbst einen offiziellen Abstand von nur zwei Jahrhunderten
postulieren? Hat er damals den Sprung über drei Jahrhunderte noch
nicht gekannt?
"Beda konnte sich also nicht auf eine intakte Tradition berufen und
hätte deshalb eigentlich nachweisen müssen, dass ihm mit seiner
neu-dionysischen Jahreszählung kein Fehler unterlaufen ist. Er hat
das nicht getan und auch kein Bedürfnis in dieser Richtung angedeutet."
(ebenda) Hiermit sieht Voigt, worin das Problem besteht; sein Nachweis
dreht sich also darum, daß vor Dionysius und schon vor dem nizänischen
Konzil die Jahre genauso gezählt wurden wie um 1580 und daß
kein Bruch stattgefunden hat. Er führt diesen Beweis zunächst
mit grundlegenden Sätzen wie (S.423): "Der Julianische Kalender
ist im Kern der Kalender Julius Caesars, wie er seit den Tagen des Augustus
in ununterbrochenem Gebrauch war." Was zu beweisen wäre. (S.
436 äußert er sich im selben Sinne).
"In der gesamten Nach-Phantomzeit (also nach 1000 n.Chr.) war man
der Auffassung, dass auf dem Konzil von Nicaea 325 n.Chr. ... der 21.
März als Basis der Osterberechnung festgelegt worden sei." (S.
426). Wer sollte das behauptet haben? Nur Voigt allein? Dann steht es
auf schwachen Füßen. Was in Nizäa beschlossen wurde, weiß
man nicht, und Gregors Kalendermacher stritten heftig um diesen Punkt,
der mangels Beweisen erst mit der Bulle autoritär zum Fundament wurde.
"Überaus wahrscheinlich ist, dass die Gleichsetzung 21. März
= Äquinoktialdatum ursprünglich einmal eine gewisse astronomische
Genauigkeit gehabt haben muß." (S. 429) Warum auch nicht? Aber
wann das war und wer dieses Datum "festschrieb", das ist nach
herkömmlicher Ansicht unbekannt.
Mit der Indiktionszahl geht Voigt ebenso um (S. 437): "Wenn sie auch
schwerlich bis auf Konstantin d.Gr. zurückverfolgt werden kann, so
ist sie doch eine unbestrittene Tatsache der Vor-Phantomzeit." Unbestrittene
Tatsache? Warum soll Konstantin d.Gr. sie dann nicht 312 eingeführt
haben, wie alle Welt behauptet (wenn man aufgeklärterweise das fiktive
Anfangsdatum -3 v. Chr. übergeht)? Und wenn erst Justinian die Indiktion
eingeführt hätte, wie Voigt glaubt, warum dann die Verschiebung
um drei Jahre gegenüber der AD-Jahreszählung? Dennoch steht
für Voigt fest: "Die Praxis, auf der die Datierung nach Indiktionen
beruht, ist ebenfalls so breit, dass die Vorstellung schwer fällt,
man habe sich irgendwann einmal in der fortlaufenden Zählung geirrt."
Wo es doch ganze Jahrhunderte ohne fiktiven Nachweis dieser Zählung
gibt!
Das alles führt Voigt an, um einen weiteren Multiplikator, diesmal
die 15, ins Spiel zu bringen und so das Gesamtjahrespaket auf (532 mal
15 =) 7980 Jahre aufzuschaukeln, das "bereits in der Spätantike
bekannt" gewesen sei (S. 438) und auch von Scaliger benutzt wurde.
Da schwinden die Chancen für Illigs 297 Jahre ins Jenseits.
Der Leser erkennt schon aus diesen wenigen Zitaten, daß hier ein
völlig unkritischer Mathematiker an Literaturstücke herangeht,
die für ihn nur Zahlen sind, die man nachprüfen kann, etwa wie
ein Kassierer das eingenommene Geld prüft, ohne zu ahnen, woher es
kommt. Was dem Kassierer gleichgültig sein kann, ist gerade die Arbeit
des Geschichtsanalytikers: zu prüfen, auf welche Quellen er baut
und wann diese verfaßt wurden. Wenn die Angaben über Ostertafeln
von der gregorianischen Kalenderkommission erstellt wurden, dann dreht
sich alles in einem sehr engen Kreis, der nur bei flüchtiger Betrachtung
in sich schlüssig wirken kann.
Das müßte für einen Mitarbeiter im Illigschen Zirkel selbstverständlich
sein. Mit der Erkenntnis, daß die Quellen Voigts nichts taugen,
fallen seine langwierigen Argumente und aufwendigen Ostertafeln in die
Versenkung. Wozu der Abdruck dieser langen Tafeln, von denen jeweils die
erste und letzte Zeile genügt hätten, um auf das Schema hinzuweisen?
Wer unbedingt das nächste Osterdatum wissen möchte, um am Ostermarsch
auf die Hauptstadt teilzunehmen, der guckt in seinen Taschenkalender.
Voigt hat eigentlich nur eine handfeste Quelle, auf die er sich stützen
kann (S. 441 und f. ausdrücklich zweimal), nämlich den als Titelabbildung
benützten Kalenderstein von Ravenna. Dieser enthält eine Ostertafel
für 95 Jahre, die für die Jahre 1596 bis 1690 brauchbar ist.
Als ich 1998 dieses Marmorprachtstück im bischöflichen Museum
sah, stufte ich es sogleich als Renaissance-Arbeit ein, ohne daß
mir der Begriff Fälschung dabei nötig schien, so offensichtlich
waren das junge Aussehen und der Inhalt der lateinischen Inschrift. Diese
enthält typische Begriffe, die erkennbar machen, daß der Hersteller
des Steines die Gregorianische Reform im Auge hatte.
Man fragt sich erstaunt, warum der Stein gerade für 95 Jahre gültig
sein soll, nicht für 74 (viermal 19) oder 532? Vermutlich ist dies
der Grund: Fünfmal 19 (= 95) ist das größtmögliche
Jahrespaket, das mit der Jahrhundertregelung (Gregors Reform) noch übereinstimmt.
Bei einem Beginn 1501 läuft dieser Kalender 1595 aus und beim zweiten
Durchlauf dann bis 1691. Die Weiterführung erfolgte durch Heinrich
Noris. Zwar wissen wir nicht mit Sicherheit, ob der Stein vor dem letzten
Datum schon existierte, können es aber unbesorgt annehmen, weil es
für unsere Beweisführung unerheblich ist. Ich tippte auf das
Jahr 1595 als Herstellungsdatum, was Illig ("dreimal 532 = 1596",
S. 476) ebenfalls annimmt. Meine Überlegung lief (wie schon 1999,
S. 125) darauf hinaus, daß einmal, am Anfang, das Jahr Null einkalkuliert
worden war (531 als Ende des Zyklus, 532 als Neubeginn) und deswegen die
ganze Zählung um ein Jahr hinterherhinkte.
Voigt findet noch "einen weiteren Hinweis auf den kundigen Umgang
mit der Zahl 0 bei Dionysius Exiguus" heraus, (S. 429, Anm. 7) was
sich auch auf dem Kalenderstein von Ravenna widerspiegelt. Wäre er
damit nicht auch für ihn als neuzeitlich erkennbar? Die Null wurde
nämlich erst durch die Araber in Europa bekannt.
Voigt sagt darum (S. 443): "Wenn der Stein keine nach-phantomzeitliche
Fälschung eines hinterhältigen Humanisten darstellt, führt
er zu D= 0. Denn als Vielfaches von 532 kommt D nicht in Frage."
Alles klar?
Wie schon gesagt, ist das Herzstück der Voigtschen Beweisführung
das Osterproblem. Dionysius hat nämlich als Jahr Null ein Idealjahr
angenommen (1. Nisan = Neujahr), in dem der Ostervollmond 14 Tage nach
dem ersten Sichtbarwerden des Frühlingsmondes, also auf den 15. Nisan,
fällt. Bei einem Äquinoktialdatum 21. März wäre das
dann der 5. April. Der Zyklus für dieses Idealjahr, bei dem auch
noch die Wochentage übereinstimmen, beträgt rechnerisch 532
Jahre. Darum setzt man die Dionysische Ostertafel ins Jahr 532 n.Chr.
Das würde heißen, daß das Nulljahr dieses Zyklus (Monatsbeginn
= Äquinoktie) dem Geburtsjahr (oder dem Jahr der unbefleckten Empfängnis)
Jesu entspräche und das christliche Ostern mithin von Jesu Auferstehung
an um mindestens drei Jahrzehnte zurückverlegt wurde. Warum? Der
Ansatz der Epoche beim Todesjahr Jesu - das übrigens unbekannt und
weiterhin umstritten ist - hätte noch einigermaßen Sinn gemacht,
das völlig unbekannte Geburtsjahr dagegen nicht.
Dem Rechner Voigt entgingen trotz aller Akribie einige Feinheiten in
Sachen Vollmondfestlegung, die noch heute jedem Kalendermacher Kopfzerbrechen
bereiten. Vor wenigen Tagen erlebten wir eine ringförmige Sonnenfinsternis
am frühen Vormittag. Der Beginn des neuen islamischen Monats (in
diesem Falle Ramadan, daher heißumstritten) müßte dann
am Abend desselben Tages liegen, weil dann ja der Mond "offensichtlich"
aus der Sonne herausgetreten sein muß. Aber auch am nächsten
Abend beginnt nach alter Gewohnheit der Monat noch nicht, sondern frühestens
am dritten Tag nach dem Neumond, nämlich dann, wenn man bei günstigsten
Bedingungen die neue Sichel sehen kann. Ganz generell nimmt man den dritten
Tag nach dem Neumond als Monatsersten an. Vollmond liegt dann gewöhnlich
am 14. des Mondmonats, also nicht am 15. Nisan. Voigt bespricht diese
Verschiebung mehrere Seiten lang und zeigt sie als Ergebnis eines drei
Jahrhunderte vor Dionysius wirkenden Bischofs in Anatolien an, eines gewissen
Anatolius von Laudicea (Laodikeia, vermutlich nicht die heute noch so
heißende Hafenstadt sondern die Stadt am Lykos in Phrygien, ein
alter Bischofssitz), der eine 95-jährige Ostertafel schrieb, wie
man "aus den spärlichen Resten seiner Schriften, die in lateinischer
Übersetzung erhalten sind, unschwer erkennen kann." *)
Da dieser Bischof "nichts mehr fürchten (mußte) als den
Spott der Juden", erscheint es Voigt "zwingend, dass Anatolius
von Laudicea bei der Festlegung des Äquinoktialdatums auf astronomische
Genauigkeit geachtet hat. Sein gesamter Anspruch wäre bei einem falsch
gewählten Datum fragwürdig geworden." (S. 445). Und wann
war die Äquinoktie im 3. Jh. n. Chr.? Das genaue Datum, soviel wissen
wir seit mehr als einem Jahrzehnt, könnte unseren Streit entscheiden.
"Aus seinen Schriften ergibt sich kein klarer Schluss, denn dort
wird für die Äquinox ein Zeitraum von 4 Tagen gesetzt: 19.,
20., 21., 22. märz." Uff, damit sind wir wieder auf den Anfang
zurückgeworfen. Man könnte höchstens folgern, daß
der Bereich von vier Tagen die frühchristlichen Jahrhunderte bis
zur Lebenszeit des Bischofs abdeckt. Heute kann der Frühlingsbeginn
im Verlauf eines Lebens höchstens drei Tage überstreichen, wegen
der Schaltregel.
Voigt erklärt das schwimmende Frühlingsdatum des Anatolius
mit dessen Mondbeobachtung (die astronomisch mit der Äquinox nichts
zu tun hat!). "Möglich wäre aber auch, dass Anatolius eine
Rückversetzung des Äquinoktialdatums für die Zukunft anvisiert
hat" (Anm. 16). Donnerwetter! Vorwärtsschauende schwimmende
Rückversetzung gegenüber astronomischer Genauigkeit - hier blickt
niemand mehr durch.
Danach kommen so kryptische Sätze wie folgender vor:
"In Ägypten entschied man sich um 304 AD unter dem Patriarchen
Petrus von Alexandria dazu, das anatolische System zugunsten des dionysischen
aufzugeben." (S. 447). Also dionysisches System schon über zweihundert
Jahre vor seinem Urheber?
Auf S. 448 entdeckt Voigt nun eine höchst befremdliche Tatsache,
die ihn eigentlich hätte stutzig machen sollen: "Zuerst wurde
die Mondtafel neu aufgebaut und dann wurde eine dazu passende' Jahreszählung
gesetzt. Zufällige Fügung: Das erste Regierungsjahr des Diokletian
entsprach den komputistischen Erfordernissen." (In der Anm. 18 wird
dazu ein Franzose M. Chaine 1925 zitiert, dessen Untersuchung vermutlich
noch weitere Erkenntnisse bringen würde; man möchte bitte nach
seinem Werk Ausschau halten.) Voigt sagt daselbst: "Die Jahreszählung
muss den Anfangsbedingungen genügen, nicht umgekehrt." Unter
Anfangsbedingungen versteht er die Ostertafeln. Das sagt doch alles! möchte
der Absolutkritiker ausrufen. Illig (in seinem Kommentar weiter unten)
sieht das leider nicht so deutlich. Dabei ist es doch äußerst
bedenklich, wenn nicht verräterisch, daß kritische Daten wie
304 AD (viermal 76) oder 532 AD (siebenmal 76) als Ostertafelbasen dem
Anfangsjahr der diokletianischen Zeitrechnung 285 AD (dreimal 95) zugesellt
werden. Zwar konnte man gegen 1580 nicht mehr die seit etwa 1500 in Gebrauch
gekommene Zählweise ändern, aber die Aufstellung langer Listen
mit Päpsten und Kirchenvätern konnte erst jetzt sinnvoll durchgeführt
werden, nachdem das Kalenderproblem gelöst war. Petavius als abschließender
Schöpfer dieses Systems hat das deutlich gemacht, wie Voigt sehr
wortkräftig hervorhebt: "Obwohl kaum ein Historiker die Behauptung
des Dionysius Petavius wahrhaben will. ... Aber gegen Tatsachen läßt
sich natürlich kein Blumentopf gewinnen." (Anm. 17)
Anders gesagt: Voigt hat die Geranie gewonnen, ohne selbst damit glücklich
zu werden. Er möchte vielmehr demnächst' eine umfangreichere
Arbeit zur christlichen Chronologie vorlegen (S. 453). Die Phantomzeitthese
verstößt er als den Ostertafeln widersprechend - hierin kann
ich ihm gut folgen. Phantomjahreszahlen müßten alle Inkarnationsdaten
vor 1500 gewesen sein.
Direkt angehängt an Voigts Artikel folgt der von Karl-Heinz Lewin;
ist das vielleicht das alter ego von Ulrich Voigt? fragt der geneigte
Leser, der ja an alter egos längst gewöhnt ist. Sogar die Anmerkungen
laufen einfach ab Nr. 22 weiter, als befände man sich noch beim selben
Autor. Auch einige Anmerkungen zu Voigt, etwa Nr. 14, stammen vermutlich
von Lewin. Er zitiert unter Literatur Voigts "Thesenpapier",
das vielleicht die Teilnehmer der Klausurtagung in Zürich kannten.
Lewin setzt den Leichtsinn von Voigt gleich mit einem Fehler fort:
"Im Julianischen Kalender fällt das gleiche Datum (Tag und Monat)
alle 28 Jahre auf den gleichen Wochentag." Falsch, wie ich zum x-ten
Male entgegenhalten muß, denn es geht nicht darum, wann es mathematisch
spätestens darauf fällt, und ob das nach 56 Jahren oder nach
112 Jahren immer noch so ist, sondern wann frühestens derselbe Wochentag
auf dasselbe Datum wieder fällt, denn der kleinste - nicht der größte
- gemeinsame Nenner wird hier gesucht. Und das ist offenbar schon nach
fünf Jahren der Fall, dann nach sechs Jahren, dann nach elf und dann
wieder nach sechs Jahren. Das lernt man schon in der Grundschule, wenn
sie katholisch ist, weil in diesem Rhythmus ein kleines Heiliges Jahr
gefeiert wird. Legt man den 25. Juli (Jakob) als Sonntag zugrunde, dann
begann der augenblickliche Zyklus im Jahre 1999 und endet 2027.
Für den einfachen Leser unverständlich ist die Aussage "daher
fällt der Ostersonntag alle 532 Jahre regelmäßig auf das
gleiche (Julianische) Datum." Er tut das in der Tat sehr viel öfter,
wie Lewin in Anm. 24 zugibt, nämlich "bis zu 20 mal", und
fährt fort: "Dass jedoch vier auf einander folgende Ostersonntage
(im Julianischen Kalender) auf das jeweils selbe Datum fallen, geschieht
nur alle 532 Jahre." Das bedarf der Erklärung: Niemand erwartet,
daß Ostern zweimal hintereinander auf dasselbe Datum fällt.
Es ist jedoch nur die mathematische Periodizität gemeint, also daß
die theoretische Wiederholung von vier Ostertagen innerhalb von 532 Jahren
nur einmal vorkommen kann, oder einfacher gesagt: daß in dem Jahrespaket
532 der Faktor vier (Schaltregel) nur einmal enthalten ist. Was man hineinsteckt
muß man auch herausbekommen, kein Wunder.
Als drittes schwerwiegendes Argument ("Selbstverständliche Voraussetzungen",
S. 458) führt Lewin an, daß mit der Einführung der neuzeitlichen
Jahreszählung (gemeint ist die Einfügung von 297 Jahren durch
Otto III) kein neuer Osterstreit entbrannte. Das war gar nicht nötig,
denn der sogenannte Osterstreit war ein Versuch der Christen, sich von
der Passah-Regelung der Juden zu lösen, und nachdem das einmal gelungen
war (angeblich schon in Nizäa), gab es keinen neuen Streit mehr.
(Es sei denn, man hielte sich an den echten Osterstreit, nämlich
den der gregorianischen Kalenderkommission, der die Epakten betraf; dieser
war sehr heftig.)
Wichtig ist die Aussage in Anm. 29 (S. 461): "Der astronomische
Frühlingsvollmond ... kommt ... im Laufe der Jahrhunderte immer später"
- das stimmt für den gregorianischen Kalender! Im julianischen, der
ja (im Verhältnis zum tropischen Jahr) falsch ging, kam er eher.
Gregor änderte das. Wenn Dionysius und der Kalenderstein diese Änderung
berücksichtigen, dann sind sie zur Zeit Gregors geschaffen. Da der
Stein für den 1. Zyklus den Frühlingsvollmond am 5.4. anzeigt,
ist er für 532 rückberechnet (nicht für 1064, wie auch
vermutet wurde).
Erst der dritte Artikel, von Andreas Birken, löst das Problem mit
einem Hammerschlag, ganz simpel: auch der vermeintlich so alte Osterzyklus
ist eine Erfindung von Konstantin VII, dem purpurgeborenen. (Und der ist
eine Erfindung von Illig).
"Man sieht," sagt er, "es ist einfacher, den großen
Osterzyklus in die Illigsche These einzupassen, als eine Lösung für
die Frühgeschichte des Islam zu finden." Recht hat er! Und fährt
fort: "Die meisten antiken Ostertafeln existieren aber offenbar nicht
wirklich, sondern sind aus der Literatur 'erschlossen'." Eben, und
zwar zum Teil erst im 19. Jahrhundert und von Philologen, die ihr Fach
besser verstanden als alle heutigen Wissenschaftler zusammen.
Dies findet auch Heribert Illig, der nun als vierter seine Meinung kundtut,
weit weniger spektakulär, als man es sonst bei ihm gewohnt ist. Wer
erwartet hatte, daß Illig die Artikel von Voigt und Lewin nur druckte,
um so siegessicherer alle zu widerlegen, der hat sich diesmal geirrt.
Illig geht recht kleinlaut an die mächtig ausgebreiteten mathematischen
Folgerungen heran, wobei ganz ungewohnt auch Uwe Topper zitiert wird (statt
1997 müßte es 3/1996 heißen; im Literaturverzeichnis
fehlt diese Angabe leider, dafür steht hier der unrichtige Buchtitel:
"Erfundene Zeitrechnung", richtig wäre "Erfundene
Geschichte", aber man weiß in diesem Kreise ja, welches meiner
Bücher gemeint ist.) Breiten Raum (mehr als zwei Seiten des neunseitigen
Artikels) widmet er wieder dem populären Arno Borst, wählt aber
diesmal doch kritische Sätze aus, die Illig eher recht geben.
"Waren wir 1991 nicht schon weiter?" fragt Illig (S.479) und
begründet die Ansicht, daß hier ein Rückfall hinter schon
erreichte Ziele vorliegt, mit einem längeren Zitat aus einem seiner
damaligen umstürzenden Artikel, die seinen heutigen Ruhm begründen.
Daß wir inzwischen noch viel weiter gekommen sind, nimmt er leider
nicht zur Kenntnis. Deswegen plagt er sich mit den genannten Mathematikern
herum, die nur nachweisen - wie der Berliner Astronom Herrmann - daß
die Berechnungen des 19. Jahrhunderts mathematisch keine Fehler aufweisen.
Was von niemandem bezweifelt wurde.
Einfacher wäre es gewesen, er hätte darauf hingewiesen, daß
Ostern in ungleichen Abständen von Jahr zu Jahr springt, weshalb
eine Fortsetzung irgendeines Osterzyklus bei einem nachträglich eingeschobenen
Zeitintervall keine Bedeutung hat. Und damit wäre der ganze Spuk
der Mathematiker vom Tisch gefegt.
Der erste, der extern auf den Vortrag bzw. Artikel von Voigt reagierte,
und zwar ziemlich heftig, wie ihm zusteht, war Christoph Marx (www.paf.li).
Er bemängelte zunächst das Gedankenexperiment, in dem Voigt
sich als Außerirdischen von einer fernen Galaxie sieht, der die
Kalenderjahre "mit realen Begebnissen zu füllen" trachtet
(S. 422). Dabei habe er "keinerlei nennenswerte Schwierigkeiten bis
zum Jahr 1000 n. Chr. hin." Was danach liegt, nennt er Gegenwart,
davor liegt Dunkelzeit.
Diese Unterscheidung könnte zwar von Illig stammen, ist aber keineswegs
wissenschaftlich allgemein eingeführt und hat keine Chance, als Diskussionsgrund
angenommen zu werden. Daß unsere materiellen Quellen, soweit es
um die Datierung geht, vor etwa 500 Jahren schon brüchig werden und
im 15. Jh. insgesamt aussetzen, ist Voigt noch nicht aufgefallen.
Marx begreift die Taktik von Voigt als den Versuch, eine angeblich zweitausend
Jahre hindurchlaufende christliche Zählweise zu retten, ohne Illigs
grundlegende Erkenntnis der dafür archäologisch fehlenden Ereignisse
anzugreifen. Marx sagt u.a.:
"Weil auch der ganze "Phantomzeit"-Zauber ... in den auf
das - menschengottheitliche! - "Osterereignis" retrokalkulierten
christlichen Kalender verkettet ist, kann infolge des LGR (= Letzter Grosser
Ruck, bislang letzter einer Serie von Kataklysmen in der Mitte des Trecento,
hervorgerufen durch eine Repositionierung der Erde) als Ursache der GKR
(Gregorian. Kalenderreform) von einer derart hirnverbrannten aktualistischen
Mondretrokalkulation wie im vorliegenden Artikel vor die Mitte des Trecento
auch für einfache Geister, ..., ja nicht die Rede sein: wieso wird
dann aber immer wieder - diesmal sogar unter Bemühung von Ausserirdischen
- derartiger Stumpfsinn der Christengottheit dargehöht? Um ihr die
christlich gebundene Phantomzeit zu erhalten & dafür die Vernunft
zu opfern?"
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