Was gar mancher Autor
in der Nachfolge von Hörbiger oder Muck - wie der Rezensent - durch
Beweise untermauerte, nämlich daß es vor den Katastrophen,
die die Menschheit überfallen haben, schon eine hohe Zivilisation
mit erstaunlichen technischen Fähigkeiten gegeben haben muß,
wird nun durch ein streng wissenschaftlich abgefaßtes Buch erneut
zum Thema erhoben: Christian Blöss, Ceno-Crash (Berlin 2000).
Ich will das Ergebnis dieses umwälzenden Buches vorwegnehmen:
"Die sachliche Betrachtung möglicher Zeugnisse von Hochkulturen,
die vor der Steinzeit existiert haben mögen, kann sich der Schlußfolgerung
nicht entziehen, daß eine Wahrscheinlichkeit
dafür besteht, daß solche Kulturformen des Menschen
in der Vergangenheit existierten und daß wir von ihnen bislang nichts
gewußt oder ein in Teilen vorliegendes Wissen nicht als solches
erkannt haben." (S. 214) Vorsichtig formuliert - wie stets bei Blöss
- doch unmißverständlich auf den Tisch gelegt: Revidiert eure
veralteten Anschauungen, beginnt mit einem neuen aufgeschlossenen Blick!
Blöss entwirft aber nicht nur diese - "atlantische" - Variante
der Geschichtswissenschaft, sondern er zeigt wohl erstmals in ganzer Klarheit,
wie der chronologische Rahmen für diese vorgeschichtliche Hochkultur
aussehen muß: Die Katastrophe, die Kreide und Tertiär trennt
und zum Aussterben vieler Tierarten führte (auch der Saurier), könnte
dieselbe sein, die wir als Eiszeit-Ende angesehen haben, und dieses dürfte
statt 10.000 eher nur 5.000 Jahre zurückliegen. Dadurch wird nicht
nur die künstliche Verlängerung des Neolithikums überflüssig,
das völlig unbegründet eingeführte Mesolithikum wieder
ausgeschieden und die von Heinsohn schon angesprochenen Probleme der Menschheitsentwicklung
während der "Steinzeit" lösbar, sondern auch die bisher
unerklärliche Überwindung zahlreicher schriftloser Jahrtausende,
in denen der Mensch die Katastrophenereignisse, Sternkunde, Landkarten
und metallurgische Kenntnisse überliefert hat, plausibel gemacht.
"Würde das Ende der Eiszeit - oder was immer auch für ein
Ereignis sich hinter den entsprechenden Zeugnissen verbergen mag - auf
wenige Jahrhunderte an die "Bronzezeit" heranrücken dürfen,
dann wäre die Frage nach Hochkulturen vor diesem Terminus automatisch
im Raum, sofern nicht der Homo sapiens gerade mit diesem Terminus das
erste Mal in die Geschichte eingetreten sein sollte." (ebendort).
Blöss wendet sich gegen gedankenloses Weiterspinnen alter Katastrophenthesen
(wie bei dem Wiener Autorenehepaar Tollmann) oder Rückfall in die
Bibelchronologie (Zillmer, z.B. S. 119), indem er rigoros die Datierungsfrage
stellt: Worauf bauen diese Szenarien ihre Jahrtausende (bzw. Jahrmillionen)
auf, wie sind diese Zahlen zustandegekommen, was haben sie bewirkt?
"Wir haben uns ursprünglich auf Fragen der Chronologiefindung
konzentriert,... Jetzt wird erkennbar, daß sich grundlegende Irrtümer
der Geschichte einschließlich der Paläoanthropologie erst dann
wirksam benennen und ausräumen lassen, wenn der für den Ursprung
und die Entwicklung des Menschengeschlechtes bedeutsame Zeitrahmen vorurteilsfrei
ausgeleuchtet und neu abgesteckt werden kann."(S. 214).
Und das ist nach aufmerksamer Lektüre dieses Buches eine absolute
Forderung an alle Wissenschaftler.
Blöss zeigt nämlich mit der ihm eigenen analytischen Schärfe,
woran alle bisherigen Datierungsansätze kranken: Sie sind Zirkelschlüsse,
die auf vorgefaßten Annahmen - sogar vorgefaßten Jahreszahlen
- beruhen und einer wirklichen Wissenschaft unwürdig sind.
Im Einzelnen (Kapitel 4 und 5) greift er die Vorgehensweise der Geologen
und Paläontologen bei Erstellung ihrer Chronologie an. Dabei stellt
er die drei Kardinalfehler der Wissenschaftler vor: Aktualismus, Gradualismus
und Evolutionstheorie.
Zunächst wird ein methodischer Mißstand angeprangert: Durch
eine angeblich wissenschaftliche Vorgehensweise werden auf Grund der ungeklärten
Datierung unterschiedlich charakterisierte aber gleichzeitig entstandene
Schichten hintereinander gelegt. Die beiden gemeinsam belegten Zeiträume
werden dadurch verdoppelt. Und weiter: Da Arten durch die Evolution schrittweise
nacheinander entstanden sein sollen, müssen die hintereinander gelegten
Arten durch eine fehlende Zwischenzeit verbunden werden, was einen weiteren
Zeiteinschub ausmacht. Diese Fehler sind ganz ohne eine Diskussion über
die Dauer von Schichtungs- oder Entwicklungsvorgängen schon in sich
als absurd erkennbar.
Hinzukommen die auf Jahrmillionen ausgedehnten Schichtenbildungen, die
tatsächlich oft in allerkürzester Zeit erfolgt sein müssen,
wie z. B. an der Faltung hoher Gebirge ablesbar ist: Nur plastisches Material
kann sich dermaßen verformen, und nur im frischen Zustand, nicht
nach jahrmillionenlanger Aushärtung. Es würde brechen. Die an
der Erdoberfläche liegenden Versteinerungen, Abdrücke und Verwitterungsspuren
müßten nach gängigem Schema stets jahrmillionenlang unter
kilometerhohen Schichten gepreßt worden sein, was offensichtlich
nicht der Fall ist. Besonders schwierig wird das Problem für die
Geologen, wenn Schichten in "umgekehrter" Reihenfolge vorliegen.
Hier müssen ganz verrückte Szenarien erdacht werden, die durch
nichts in der Natur beweisbar sind.
Als vorläufiges Ergebnis könnte man formulieren: Die augenblicklich
gelehrte Abfolge der Formationen und ihre Dauer ist mit sinnvollen Überlegungen
nicht vereinbar.
Ähnlich wie in dem mit Hans-Ulrich Niemitz gemeinsam abgefaßten
Vorgängerbuch C14-Crash (Gräfelfing 1997) wird der geschichtliche
Werdegang der einzelnen Chronologie-Ansätze vorgetragen und deren
unwissenschaftliche Entstehungsweise aufgedeckt. In diesem neuen Buch
nimmt Blöss (in Kap. 6) vor allem die Kalium-Argon-Methode der Altersbestimmung
und die "sea-floor-spreading" Theorie unter die Lupe und erkennt
wiederum, daß die Grundannahmen von völlig veralteten Denkmustern
ausgehen: Uniformität und Aktualismus. Sobald die Möglichkeit
eines kosmischen Kataklysmus ins Auge gefaßt wird, sind diese Annahmen
eo ipso wertlos. Wenn also Geologen zwar den End-Kreide-Impakt (wie man
sich angewöhnt hat, diese erste akademisch diskutierbare Katastrophe
zu bezeichnen) als sinnvollle Erklärung für das Aussterben der
Saurier einbeziehen, die Datierung aber weiterhin bei 65 Millionen Jahren
belasssen, dann begehen sie einen Denkfehler, der zum Himmel schreit.
Ablagerungen, die nach gängiger Ansicht in Jahrmillionen berechnet
wurden, können unter Einbeziehung einer Katastrophe in Tagen oder
Wochen zustandegekommen sein. Das hatte Hörbiger schon 1913 mit größter
Genauigkeit klargemacht.
Tierische Massengräber wie die von Rancho La Brea (Kalifornien) sind
nicht in langen Zeiträumen entstanden, sagt Blöss (S. 193 f),
sondern Ergebnis eines einzigen überwältigenden Ereignisses.
Das gilt für alle anderen Fossilien-Friedhöfe ebenso. Damit
wird aber aus dem langen Entwicklungsgeschehen ein kurzfristiges Szenario,
das sowohl Darwin und Haeckel als auch Lyell und Agassiz beiseitefegt
und - ganz offen gesagt - auch alle neuesten Versuche, diese Erklärungsmodelle
zu retten.
"Wenn Schichtenbildung tatsächlich ereignisorientiert ist, dann
kann die globale Synchronisierbarkeit der Zeugnisse nicht mehr als selbstverständlich
betrachtet werden. Zugleich wäre es naiv, für irgendwelche typischen
Schichten immer einen globalen Zusammenhang zu unterstellen, zumal wenn
sie Millionen von Jahren dauern sollen. Das Karbon als ca. 70 Millionen
Jahre währender global stattfindender Vorgang der Ablagerung verkohlter
Partikel wäre ein solches unglaubwürdiges Szenario." (S.
117) Es ist nicht nur unglaubwürdig, sondern total widersinnig, wie
Hörbiger herausfand. Jede Kohlenschicht, jedes Flöz, muß
mit einer einzigen Erdumdrehung verbunden gewesen, mithin in einem Tag
entstanden sein!
Bei Blöss werden Visionen wach, die in ihrer Größenordnung
erstmalig sind: Statt 300 Jahre im Mittelalter ausfallen zu lassen, statt
ein paar Jahrtausende orientalischer Frühgeschichte zu versenken,
wird das ganze Känozoikum - Tertiär und Quartär gemeinsam,
mithin rund 65 Millionen Jahre - ersatzlos gestrichen. Oder kurz gesagt
(nach Wilhelm Bölsche): Wir stecken immer noch in der Kreide.
Und dieser ungeheuere Geniestreich ist fundiert und sogar verständlich
erklärt. Wenn das keine Revolution in der Wissenschaft ist!
Und dazu kommt als Fazit für den Laien die Schlußfolgerung,
daß Mensch und Saurier Zeitgenossen waren (S. 67). Dieser Gedanke
ist nun wirklich so alt wie die Heldensagen, wenn man statt des Sauriers
den heimischen Drachen einsetzt. Im Barock war diese Vorstellung weitverbreitet,
Hörbiger hat sie wieder ins Gespräch gebracht, Edgar Dacqué
sogar von seinem Lehrstuhl für Geologie in München verkündet,
und auch der Rezensent hat nicht nur 1977 ("Das Erbe der Giganten")
und 1988 ("Wiedergeburt") dergleichen behauptet, sondern sich
neuerdings mit einer gewagten Hypothese wieder eingemischt (in Mehner
Hrg., März 1999): Gar manche frühgeschichtliche Zyklopenmauer,
die weder strategisch noch sonstwie sinnvoll wäre, könnte als
Verteidigungswall gegen diese Urviecher errichtet worden sein.
Kritik darf dennoch auch an diesem Buch geübt werden, zumal es sich
um Fehler handelt, die auch in anderen Veröffentlichungen auftauchen.
Der Versuch, die Reihenfolge "Bronzezeit - Eisenzeit" aufrechtzuerhalten
und mit einem Wandel der atmosphärischen Zusammensetzung zu erklären
(S. 81), ist nicht nötig. Diese Reihenfolge stammt noch aus der mythischen
Zeit, aus dem Buch Daniel im Alten Testament und von Hesiod bei den Griechen.
Man sollte von Metallzeit sprechen, denn die Herstellung von Stahl und
anderen Metallen ist wohl gleichzeitig "erfunden" worden. Eine
einfache Erklärung für die Hintereinanderschaltung der beiden
Werkformen wäre, daß Eisen schneller rostet (und damit eher
verschwindet) als Bronze. Übriggebliebene Eisengegenstände sind
also in der Regel jünger als Bronzestücke.
Rudolf Virchows Fehlurteil über den Neandertaler-Schädel wird
zwar gerne zitiert (auch von Blöss, S. 91), wobei man meist übergeht,
daß Virchow (1821-1902) nicht nur ein großer Arzt war, sondern
auch auf archäologischem Gebiet viel geleistet hat (sein politisches
Engagement verdient ebenfalls höchste Achtung) - aber: ist denn wirklich
sicher, daß es sich bei den paar Schädelfunden vom Typ Neandertal
nicht um eine "pathologische" Sonderform handelt? Virchow behauptete
nämlich, daß der in Neandertal gefundene Schädel von einem
Menschen stamme, der an Rachitis und Arthritis gelitten habe und daher
so eigentümlich verformt sei. (Die Geschichte mit dem Kosaken, der
1814 dort gefallen sei, stammt entgegen der Behauptung von Blöss
nicht von Virchow). Die Einbettung von Virchows Urteil in das kreationistische
Weltbild seiner Zeitgenossen, die Blöss hier vornimmt, scheint mir
unpassend, da Virchow Materialist war und in wissenschaftlichen Bezügen
dachte. Blöss schreibt im selben Zusammenhang (S. 92): "Die
Wissenschaft war im Prinzip eine Stütze der christlichen Religion
und wurde zu keiner Zeit als eine wirkliche Gefahr empfunden." Im
Gegenteil: Haeckel wurde schrecklich angefeindet und mußte um sein
Leben fürchten, weil Christen sich durch die Entwicklungslehre ihrer
Glaubensgrundlage beraubt sahen. Es gibt heute noch Staaten in den USA,
wo diese Lehre verboten ist.
Aber ganz gleich ob pathologischer Fall, Mißgeburt, Fälschung
(wie Piltdown) oder Kosak, der Neandertaler ist ohnehin nicht mehr unser
Vorfahr. Gerade Blöss war es doch, der uns in einem früheren
Buch (Jenseits von Darwin, Frankfurt/M. 1988) klarmachte, daß der
Darwin'sche Stammbaum unlogisch ist; auch in seinem hier vorgelegten neuen
Schema hat die Abstammungslehre keinen Platz mehr, denn Fossilien gelten
von nun an nur noch als "Marker eines Zeitpunktes", nicht mehr
als Glieder einer (brüchigen) Kette von aufeinanderfolgenden Entwicklungsgängen.
Mit diesem Buch jedenfalls wird groß aufgeräumt im geologischen
Sandkasten. Es geht aber nicht nur um die 65 Millionen Jahre der Erdneuzeit,
sondern um eine radikale Erneuerung des wissenschaftlichen Denkprozesses.
Das im C14-Crash gewonnene Urteil über die physikalischen Datierungsversuche
wird hier konsequent angewandt und zum Schluß geführt. Wer
das gelesen hat, wird nicht mehr von Schichten und Jahrmillionen reden,
wie sie in jedem Schulbuch stehen (und hier S. 66 für vergeßliche
Leser wiederholt werden), sondern erkennen, daß es sich - wie Geise
1996 (Synesis Nr. 16: "Das Problem mit den Sauriern") ausdrückte
- um Datierungsprobleme handelt, die alle Ergebnisse vollständig
verfälscht haben.
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