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Wenn
Archäologen Faustkeile finden, behauene Feuersteine, die so groß
sind, daß ein heutiger Mensch sie allemal mit beiden Händen
umfassen muß und dann immer noch nicht benützen kann, weil
sie einfach zu groß sind, dann möchte er sie am liebsten nicht
in die Museumsvitrine legen, sonst könnten Kinder kluge Fragen stellen.
Wenn er Knochen findet, die eindeutig auf Menschen von Riesenwuchs hinweisen,
möchte er lieber auf Auerochs oder Riesenhirsch tippen, sonst könnten
die Märchen noch Recht haben oder die Bibel sogar, wie entsetzlich.
Leider erschien dann eines Tages dieses skandalöse Buch der Amerikaner
Cremo und Thompson, "Forbidden Archeology" ( San Diego 1993
). In der deutschen Übersetzung "Verbotene Archäologie"
fehlte allerdings das Schlußkapitel, das traute man sich doch nicht
den deutschen Lesern vorzusetzen. Es brachte einige deutliche Hinweise
darauf, daß der Mensch schon im Tertiär oder gar in der Kreide
gelebt hatte, daß der Saurier der tägliche Erzfeind des Menschen
oder gar sein Haustier gewesen sein könnte. Das war zuviel, was Papier
in unserem Land tragen kann. Nur wer das Original las, sagte sich : Die
Überlegungen des Geologen Edgar Dacqué und des Ingenieurs
Hanns Hörbiger und seiner Nachfolger sind vielleicht doch nicht aus
der Luft gegriffen. Da ich seit Jahrzehnten diese beiden Pioniere zitiere
und eine ähnliche Anschauung vertrete, freute ich mich.
Es ist nicht so leicht, ein Weltbild umzustürzen. Es kommt eben auf
den Blickwinkel an : Wer Märchen und Sagen zu hören versteht,
findet die Gleichzeitigkeit von Mensch und Saurier ganz normal. Wer auf
Darwin und Haeckel schwört, lacht hämisch über diese Naiven.
Für den liegen sechzig bis hundert Millionen Jahre (sic!) dazwischen.
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Im Elsaß
liegt hoch auf einem schönen bewaldeten Berg das Kloster Odilienberg.
Den ganzen Berg und noch drei Nachbarberge dazu umgibt eine Mauer aus
ziemlich regelmäßigen riesigen Steinblöcken, die Heidenmauer.
Das sind viele Kilometer Mauerzüge, oft am Steilhang, teils auch
quer über den Berg, mit Eingangstoren in Wagenbreite. So einen Steinblock
zu bewegen ist wirklich Schwerstarbeit, da muß schon eine Mannschaft
von geschulten Arbeitern antreten, mit Hebebalken und Seilrolle. An einigen
Stellen steht die Mauer noch 3 bis 4 Meter hoch. Sie sei etwa zehn Kilometer
lang - da waren wohl einige Generationen beschäftigt. Aber was bezweckten
sie eigentlich?
Ein anstürmendes "Hunnenheer" hätte vielleicht kurzfristig
Schwierigkeiten mit dieser Mauer, denn die Pferde können nicht drüber
hinwegsetzen, und die schweren Holztore sind verschlossen. Aber mit Brandpfeilen
könnte man die Ortschaft und die Felder dahinter in Asche legen,
und eine kleine Rampe würde die 4 m hohe Mauerkrone leicht erreichen.
Drinnen in der Festung müßte die Mauer an allen Stellen von
Verteidigern besetzt sein, Tag und Nacht, sonst erfüllte die Mauer
nicht ihren Zweck. Für diese viele Kilometer langen Mauerzüge
brauchte man ein Heer von mehreren tausend Verteidigungskämpfern.
Die müssen alle ernährt werden von den Bauern mit ihren paar
Feldern da oben. Ich beginne zu zweifeln am Verteidungswert dieses Schutzwalles.
Darum untersuche ich die Mauer genau. Stellenweise ist sie aus zwei Steinlagen
errichtet, die nach innen geneigt eine hervorragende Festigkeit haben.
Jeder Stein ist so schwer, daß ihn sechs Männer nicht heben
können. Um Vieh einzuzäunen oder ein Reiterheer abzuhalten,
hätte auch ein Palisadenzaun gereicht, das haben uns die Siedler
im american far west vorgemacht. Wozu also die titanische Arbeit
?
Die Maurer arbeiteten übrigens sehr gewissenhaft. Alle Steine sind
in allen Richtungen durch schwalbenschwanzförmige Klammern miteinander
verzahnt, genormt, alle von fast gleicher Größe. Diese Klammern
können nur aus Metall gewesen sein, denn Stein ist zu spröde,
er bricht sofort, und Holz quillt, es sprengt den Stein. Es müßte
ein Metall gewesen sein, das zwar Dehnung erträgt und etwas flexibel
ist, aber doch nicht nachgibt, wenn der Druck größer wird.
Bronze eignet sich also nicht, Kupfer und Messing ebensowenig. Nur Eisen,
genauer gesagt Stahl, entspricht diesen Anforderungen. Außerdem
muß es ein Metall gewesen sein, das reichlich vorhanden und billig
ist. Die vielen Tonnen Metall, die in dieser kilometerlangen Mauer verarbeitet
wurden, hätten selbst ein modernes Stahlwerk längere Zeit beschäftigt.
Die Mauer wird immer geheimnisvoller, ihr Zweck immer undurchsichtiger.
Arbeitsaufwand und Nutzwert steht in keinem Verhältnis zu den uns
bekannten Vorstellungen. Warum hat man sich diese gigantische Mühe
gemacht, wenn man diese Mauer ohnehin nicht sinnvoll gegen ein Feindesheer
verteidigen konnte? Sollten die Stahlklammern die Mauer vor einem künftigen
Erdbeben schützen? Dazu waren sie nun doch nicht stark genug. Oder
hatte der Feind Rammböcke und Steinschleudern, denen die Mauer trutzen
mußte? Da hätte er aber enorme Anstrengungen unternehmen müssen,
um diese den Berg heraufzuschaffen. Und wofür auch? Wer wohnte denn
hier oben? Friedliche Bauern, die nichts beherrschten.
Der Mann, der mir die Mauer zeigte, erklärte plötzlich : "I
habs. Saurir warns!" Das leuchtet ein. Saurier stürmen in einem
großen Trupp heran, sehen eine Mauer vor sich, die etwas zu hoch
zum Überklettern ist, und versuchen, die Steine herabzureißen.
Die aber sind miteinander verzahnt. Die Saurier geben nach kurzen Wutausbrüchen
auf und trollen sich in die Ebene zurück, die oberrheinische Tiefebene
wohlgemerkt, die damals noch ein herrliches Sumpfbiotop war.
Eine vollautomatische Schutzmauer, die standhält, ohne daß
ein einziger Verteidiger sich darum kümmert. Tag und Nacht hält
sie stand, viele Generationen lang, wenn sie einmal errichtet ist. Und
sie war vermutlich die einzige Möglichkeit, sich vor dem Erzfeind
sicher zu fühlen. Eine sinnvolle Erklärung? Ich finde ja, durchaus.
Soll mir jemand eine bessere Erklärung bringen!
Die einfachste Definition für Wissenschaftlichkeit ist: Jede falsifizierbare
Theorie ist wissenschaftlich. Wenn also die Möglichkeit besteht,
die These "der Nutzen der Heidenmauer am Odilienberg lag in der Abwehr
der Saurier" zu widerlegen oder zu beweisen, dann wäre sie eine
wissenschaftliche Theorie. Widerlegen hieße : Einwandfrei nachweisen,
daß Saurier und Mensch niemals gleichzeitig gelebt haben. Beweisen
hieße : Saurierskelette liegen am Fuße der Mauer, verendet
beim frustrierten Versuch, diese einzureißen.
Daß bisher weder der eine noch der andere Beweis geführt werden
kann, liegt auf der Hand.
Dennoch halte ich diesen überraschenden und bisher noch nicht vorgebrachtenVorschlag
für plausibel und untersuchungswürdig, auch wenn damit die Toleranz
bis zum äußersten strapaziert wird und ein Weitblick gefordert
wird, der bisher nicht üblich war.
Uneingeschränkter Weitblick birgt Risiken: hin und wieder könnte
ein Fehler unterlaufen. Lieber alle ungewöhnlichen Gedanken ablehnen
und im akademischen Hause bleiben, dann kann nichts schiefgehen. Es sei
denn man wäre Außenseiter und könnte sich eine eigene
Meinung erlauben.
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