Das Erbe der Giganten
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· 1977/2021  Uwe Topper topper


Das Erbe der Giganten
Veröffentlicht 1977 im Walter Verlag, Olten/Schweiz)

Erbe Titel

Vorspann: Das erste Buch von Uwe Topper

Ein Buch, das vor fünfzig Jahren geschrieben wurde und dessen Autor in diesem halben Jahrhundert mit Eifer weitergeforscht und neue Bücher auch zu diesem Thema verfaßt hat, so ein altes Buch, das auch überholte oder gar widersprechende Aussagen enthält, - kann man das noch anbieten oder gar verteidigen?
Es war mein erstes Buch, langsam gereift seit 1964, etwa zehn Jahre lang; dann wartete das „fertige“ Manuskript noch zwei Jahre im Verlag – einem angesehenen schweizer Verlag, der mehrere bekannte Bücher zu dieser Thematik Vor- und Frühgeschichte veröffentlicht hat, (z.B. Otto Muck) und erschien pünktlich zur Frankfurter Buchmesse 1977, wobei wir (meine Frau, der Verleger Herr Rast und ich), als stolze Entdecker posieren durften. Es wurde in mehreren Auflagen verkauft, sogar als Taschenbuch (bei Lübbe Archäologie 30.000 Stück).
Die lange Wartezeit hatte dem Inhalt gut getan. Durch viele Reisen, Feldforschung und Aufstöbern uralter Bücher konnte ich die ungewöhnlichen Ideen untermauern und zu einer spruchreifen Hypothese ausbauen: Der westeuropäische Festlandsockel war in vorgeschichtlicher Zeit mit allen Bauten und Zivilisationszeugnissen vom Meer überflutet worden und tauchte erst im Laufe von Jahrtausenden in drei Stufen wieder auf.

Thesen:

Wann ereigneten sich die Katastrophe und die drei Hebungen?
Die Datierungsfrage ist die schwierigste. Ich beantworte sie heute anders als seinerzeit. Damals nahm ich Platons Datierung des Atlantischen Reiches als gegeben, wie übrigens viele andere Atlantis-Forscher auch: 9000 Jahre vor Solon ging Atlantis unter. Das sind rund 11.600 Jahre vor heute. Erst vor etwa zwanzig Jahren fand ich heraus, wo Platons Fehler lag. Er hatte für die Altersangabe die Präzessionsrechnung angewandt (oder von anderen ungeprüft übernommen) und nicht einbezogen, daß die Himmelskörper (Sonne und die Planeten) nicht immer regelmäßig gekreist waren, (was Solon in demselben Bericht betont !) wobei durch kosmische Sprünge große Lücken im Zeitablauf entstanden waren, die den angewendeten Zeitstrahl drastisch verkürzten. Eine Rückrechnung mit der Präzessionsgleichung mußte grobe Fehler verursachen (ausführlich dazu im "Jahrkreuz" S. 166-69, und auf Bernhard Beier, Atlantisforschung.de sowie hier unter Auswirkungen der Präzessionssprünge auf die Jahreszählung im 2. Teil).

Und die zweite Frage, die ebenfalls alle Atlantisforscher bewegte und verschiedene Lösungen hervorbrachte: Was war die Ursache der Katastrophe, in der die atlantische Kultur vernichtet wurde?
Sehr häufig wird ein Planetoid (Asteroid), Meteorit oder Komet angeführt, der die Erde getroffen und unsägliche Verwüstungen gebracht hatte. Platons Text gibt das allerdings nicht her sondern besagt etwas anderes, wenngleich der Kritias-Dialog gerade an dieser Stelle abbricht.
In meinem ersten Buch, von dem hier die Rede ist, hatte ich zwar zunächst die Ursache laut Platons Kritias richtig angeführt:
S. 58: Ihr behandelt das wie ein Märchen, sagt der ägyptische Priester zu Solon, aber „die Wahrheit daran ist diese: Die am Himmel um die Erde kreisenden Gestirne vernichten das auf der Erde befindliche durch mächtiges Feuer, weil sie im Verlaufe der langen Zeiträume Bahnabweichungen durchmachen.“
Dann aber hatte ich der allgemeinen Anschauung folgend einen einschlagenden Körper (Phaedon) als Auslöser der Katastrophe und Änderung der Erdachsenstellung behauptet. Von dieser physikalisch ganz unmöglichen These wurde ich durch den Physiker Prof. W. Zarnack 1999 geheilt. (Nachzulesen auf Chronologo Wolfram Zarnack - eine Würdigung im Abschnitt "Polsprung").
Statt dessen nehme ich (ausgearbeitet in Kalendersprung 2006, ab S. 32) an, daß ein Ruck im Planetensystem, der von der Sonne ausging, die Drehbewegung der Erde kurz unterbrach und dabei nicht nur verheerende Flutwellen und Erdschollenbewegungen auslöste, sondern auch die Rückrechnung der vergangenen Jahre mithilfe der Präzessionsbewegung durcheinanderbringt, was letztlich die viel zu hohen Jahreszahlen bei Platon zur Folge hat (siehe oben: „9000 Jahre“).

Schreiten wir vor zum dritten Punkt:

Wo lag die Hauptstadt von Atlantis, Basileia?

Hier bin ich nicht bereit, meine Entdeckungen auf der Iberischen Halbinsel (= atlantisches Gebiet) mit der Felseninsel Cádiz als Hauptstadt, unweit der Säulen des Herkules am Atlantik, zurückzunehmen.
Nur soviel habe ich inzwischen dazugelernt: Platons Berichte sind idealisiert und aus mehreren ursprünglich nicht zusammenhängenden Teilstücken geformt, weshalb eine direkte Übertragung der Platontexte auf archäologische Funde nur begrenzt möglich ist. Dies hat mich vor allem Frau Gisela Albrecht gelehrt (VFG 1994) siehe "Jahrkreuz" (2016, S. 166 ff ).

Erbe CadizLuftbildAbbildung 1: Luftbild von Cádiz, der ehemaligen Königsinsel Basilea, mit den drei Häfen,
und Abbildung 2: Die Lage von Basilea als die wieder aufgetauchte Felseninsel Cadiz.

Erbe PlanCadiz
Sieht man von den völlig abwegigen Lokalisierungen der Hauptstadt Basileia auf einer Mittelmeerinsel (etwa Thera) ab, dann gab es zeitweise eine ernstzunehmende Konkurrentin für Cádiz: Helgoland in der Nordsee. Leider kannte ich bei meinen Forschungen Jürgen Spanuth noch nicht, nur kurz sein Buch von 1953 und die Besprechung von Spanuths Thesen durch Gadow (1973) (erwähnt im „Erbe“ S. 51 und S. 250-2). Mir fehlte sein umfangreiches Buch „Atlantis“ von 1965 (als Geschenk von Herrn Zarnack 2000 erhalten), in dem er fachkundig die antiken Katastrophenberichte auswertet. Wenn mir auch viele seiner Vergleiche und Folgerungen einleuchten, z.B. daß die auf den Tempelwänden von Medinet Habu in Ägypten dargestellten Krieger aus dem Norden, wohl von der Nordseeküste, stammen und aufgrund ihrer Bewaffnung (Reiter, Streitwagen, Schwerter usw.) in die durchaus bekannte nordische Bronzezeit gehören, so liegt hier ein Datierungswiderspruch vor: Helgoland kann nicht gut Basilea, die atlantische Hauptstadt mit den drei Häfen, gewesen sein, denn zu jenem Zeitpunkt (Spanuth arbeitet streng mit 1200 v.Ztr.) lag die Nordseeküste sehr viel weiter nördlich; wenn man wie Spanuth die platonische Beschreibung des Wattenmeeres auf die Gegend um Helgoland bezieht, spricht man eine viel jüngere Phase an.

Spanuth datiert die Angriffe der Nordmeervölker auf das östliche Mittelmeer durch die Keramikscherben, die in der Brunnenanlage der Akropolis von Athen gefunden wurden. Das Problem dieser relativen Zeitbestimmung ist ihm nicht bekannt. Ebensowenig stellt er die Regierungsdaten der Pharaonen („Ramses III“) in Frage, obgleich diese zu allen Zeiten fragwürdig waren. Er gelangt von mehreren Ansätzen her immer wieder zu der Jahreszahl 1200 v.Ztr. und sieht sich hier auf festem Gelände, da sich die Daten gegenseitig bestätigen. Ein Beispiel: zwischen dem Kometen Typhon und dem Autor Hesiod liegen für ihn 400 Jahre (1965, S. 162). Beide Daten sind aus der Luft gegriffen, noch dazu wird hier der Komet Typhon mit Phaeton (Ovids Sonnenereignis) gleichgesetzt (S. 159). Mit Chronologie geht er leichtsinnig um.

Der schleswig-holsteinische Eiderfluß als Eridanos findet nur deswegen Anklang, weil an der Eider eine Menge Bernstein gefunden wurde. Aber die Deutung „Oreichalkos“ (glänzendes Bergerz) gleich Bernstein, die zu dieser Lokalisierung geführt hat, ist nicht zu halten. Denn dieses Bergerz soll eine „jetzt nur dem Namen nach bekannte Art“ gewesen sein, was für das antike Griechenland nicht zutrifft, wo Bernstein ein gefragter Schmuck war. Und wenn man gar eine 3 km lange und 30 m breite Mauer mit diesem Material überziehen wollte, dann fällt diese Deutung aus. Bei mir ist Oreichalkos vermutlich Stahl, und der Eridanos fließt in den Atlantik als Guadi-Anas ("Erbe" S. 51 und 96).

Klugerweise hatte mein Verleger, Herr Rast, darauf bestanden, das Reizwort Atlantis im Titel des Buches nicht anzuführen (nur auf der Umschlag-Rückseite), denn es handelt ja von sehr viel mehr Entdeckungen als nur der sensationellen Erklärung, wo Platons Königsinsel lag. Teilweise ist das Buch ein Reisebericht, der durch die frühe iberische Hochkultur führt, wie sie bisher niemand kannte. Ich zeige das Zentrum der Megalithkultur in Andalusien, wie die gigantischen Mauern des einstigen Hafens von Pennaflor tief im Land (Prov. Córdoba) bezeugen (S. 177 und Abb. S. 165, mit Autor und zwei Söhnen). Oder die Beschreibung der Cueva de Menga von Antequera (S. 367), dem größten Dolmen der Welt; daneben sehen unsere norddeutschen Hünengräber wie verkleinerte Nachahmungen oder primitive Vorstufen aus. Jedenfalls wird der Eindruck nicht falsch sein, daß in Andalusien die Urtypen der Großsteinbauten stehen.
Daraus ergab sich mir, daß die Ausbreitung dieser Steinarchitektur, „die weltweite Sendung“ (Kap. 12, S. 227), hier ihren Anfang genommen haben muß. Auf meinen weiten Reisen waren mir die Drachenboote als Bilder und Zeichen auf vielen Felswänden und Grabsteinen begegnet (Abb. im Buch S. 230 ff).
Ein ganz überraschender Fund waren die Felsengleise (Kap. 11), besonders an Aufgängen zu uralten Städten (Termancia, Meca, Castelillo de Alloza und Cádiz), wie sie noch niemand so eindrucksvoll gesehen und beschrieben hat. Als Gemeinsamkeit der Anlagen schien mir, daß sie Zeugnis für vorgeschichtlichen Erzabbau und Verhüttung, vermutlich von Stahl, sein müssen. Während die staunenerregenden Auffahrten in Termancia und Meca als großartige vor-römische Ingenieurleistungen gelten können, bleiben die vielen Teilstücke (wie das hier abgebildete in der Ebene vor der Stadt) unerklärlich.

Abbildung 4: Reste von Felsengleisen bei Termancia in Spanien.

Erbe TermestGleise

Inzwischen hat sich dieser Zweig meiner Entdeckungen verselbständigt und wird auch im Internet beachtet (siehe hier: "Die unerklärten Felsengleise" (2008) sowie neuere Beiträge).

Ein weiterer Fund waren die Türmeketten zur Nachrichtenübermittlung, denen ich weit über Land gefolgt bin, um sie in Karten zu verzeichnen. Sie galten mir als eindrucksvoller Beweis für zwei Hochkuturphasen Iberiens.

(Abbildung 5: Zwei Phasen von Türmeketten in Spanien).

Erbe Türme

Schließlich sind die Küstenlinien zu erwähnen, die man überall im Gebirge sehen kann, und die doch niemand wahrnimmt, bis er darauf gestoßen wird. Sie waren mir Beweis für die drei Landhebungen, die ich dann auch in anderen Gegenden wiederfand (Marokko), was den Umfang der geologischen Auswirkung der Katastrophen bezeugt. Dabei machte es Mühe, die jeweils im Gelände ablesbaren Kennzeichen der ruckartigen Hebung oder Senkung der Schollen festzustellen, ihre Schrägneigung, ihr Ausmaß. Die Archäologen, die bisher derartige Hinweise beachteten, machten es sich gar zu einfach: Der Meeresspiegel sei in soundsoviel tausend Jahren um x-cm gesunken oder gestiegen. Das komplizierte Spiel der einzelnen Bruchstücke entging ihnen und führte zu falschen Folgerungen hinsichtlich der früheren Küstenformation.

Abbildung 6: Karte der Iberischen Halbinsel mit zwei Stufen der Landhebung.

Erbe Hebungen

In Andalusien entdeckten wir zahlreiche Felsmalereien, meist schematische Zeichen, die eine Vorform der normierten Schrift sind. Sie wurden zuerst in deutsch im IPEK von Prof. Kühn und im Jahrbuch des DAInst Madrid veröffentlicht, dann auch durch die Provinzverwaltung von Cádiz auf spanisch (1988).
Die von mir in diesem Zusammenhang entwickelte Theorie der Schriftentwicklung bei den ersten Schmieden (S. 283-87) brauchte noch etwas Zeit, bevor sie in einem eigenen Buch über die frühe Metallzeit veröffentlicht werden konnte: "horra. Die ersten Europäer" (2003).

Als weiteren Hinweis, daß meine Lokalisierung von Atlantis im Sinne Platons sein muß, betrachte ich einige dort genannte Eigennamen wie Atlas, Gadeira, Poseidon und Olisippo, die nur zu Iberien passen, während sie weder auf Helgoland noch auf Thera Sinn machen.

Das "Erbe" enthält noch viel mehr (es hat 428 Seiten), einige Themen wurden auch hier nur angerissen. Und natürlich könnten auch einige Seiten entfallen, z.B. das ganze letzte Kapitel (22: Chronik). das sich mit Nannis Fälschung beschäftigt, die ich erst Jahre später als solche erkannte (siehe „Die Große Aktion“ 1998, Kap. 5). Oder die Zeittafel (S. 416-17), die nicht nur heute monströs wirkt, sondern auch in Teilen nicht von mir stammt.
Als Helfer bei der Forschungsreise ist das Buch, wie mir recht oft versichert wurde, am besten geeignet. Man kann streckenweise den Entdeckungen folgen und „erfährt“ so eine unbekannte Kultur in dunkler Frühzeit, die noch weitere Geheimnisse birgt.

Uwe Topper, Berlin, Mai 2021

Literatur: Die Liste der im Buch benützten Literatur umfaßt rund 160 Titel.

Einige Literatur, die hier genannt wird:
Albrecht, Gisela (1994): Atlantis - streng nach Platon (VFG 4-94, Gräfelfing)
Beier, Bernhard: www.Atlantisforschung.de
Friedrich, Horst (1989): Velikovsky, Spanuth und die "Seevölker"
Muck, Otto H. (1956): Atlantis, die Welt vor der Sintflut (Olten)
Spanuth, Jürgen (1965): Atlantis (Grabert, Tübingen)
Topper, Uwe (2003): horra. Die ersten Europäer (Grabert, Tübingen)
(2004): Eine Chronologie für Atlantis (www.Atlantisforschung.de)

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