Die seltsamen Rillenkiesel aus dem Hotzenwald

Aufregende Entdeckungen von Paul Klahn

Stellen Sie sich vor: Sie streifen durch Berge und Täler des Hotzenwalds, das ist ein Teil des südlichen Schwarzwalds mit Blick auf die Schweizer Berge, und stoßen überall auf große Steinwälle, die vor wer-weiß-wie langer Zeit an den Hängen und auf den Ebenen errichtet wurden, ohne daß ein Sinn erkennbar wäre. Der Künstler und Heimatforscher Paul H. Klahn hat seit mehr als einem Jahrzehnt diese Wälle erforscht, vermessen und kartografiert und in Aufsätzen und Gesprächen den archäologisch Interessierten vorgestellt. Und noch immer findet sich keine Erklärung für diese weiträumigen vorgeschichtlichen Anlagen! Sie ragen wie aus einer unbekannten Zeit in unsere Gegenwart.

Auf demselben "Horizont" fand Klahn ganz ungewöhnliche Kieselsteine, die durch regelmäßige Wülste auffallen und von bemerkenswerter Schönheit sind, ebenfalls bisher der Fachwelt unbekannt. Angeregt durch einen Artikel von Paul H. Klahn in Synesis 2013 rief ich bei ihm an und erhielt die Zusage, daß er mir die Steine und Steinwälle zeigen werde. Vom 17. bis 19. März 2014 wanderten wir zu viert über die Äcker und bewaldeten Hänge des Hotzenwalds und sahen diese seltsamen archäologischer und geologischen Zeugnisse. Klahns Fotografien und kartografische Ausarbeitungen sowie die von ihm angeregten Analysen und Gutachten erläutert er auf mehreren CDs, die er regelmäßig auf den neuesten Stand bringt. Die beiden nachfolgenden Fotos stammen daraus. An dieser Stelle möchte ich nicht näher auf die vorgeschichtlichen Steinwälle eingehen sondern mich ausschließlich mit den Rillenkieseln beschäftigen, weil sie Geheimnis genug in sich bergen.

Klahn 1(Titelbild Klahn 2009)

Die Steine kann man bequem in die Hand nehmen, sie sind wohlgeformt wie von einem Künstler, doch vollkommener, als es ein Mensch könnte. Der Entdecker nennt sie Rillensteine. Bildlich gesprochen handelt es sich nicht um vertiefte Rillen sondern um parallele Wülste, die die ansonsten glatten Kieselsteine zieren. (Unter Rillensteinen verstanden wir bisher die Mauersteine oder Felsblöcke mit Schleifrillen an öffentlichen Gebäuden, hauptsächlich Kirchen, die es in ganz Europa gibt – siehe meine Aufsätze hier). Eine besser passende Bezeichnung könnte nach dem Fundort im Hotzenwald so lauten: Hotzensteine.

Klahnstein

Dies ist ein Rillenkiesel von allen vier Seiten gesehen (Foto Klahn)


Beim ersten Anblick der Klahnschen Steine denkt man an Fossilien, etwa versteinerte Ammoniten oder Kopffüßler oder Brachiopoden, doch sobald man einige in der Hand hatte, weiß man: Es sind keine versteinerten Lebewesen sondern reine Naturschöpfungen. Auch wenn man meinen möchte, ähnliche Steine schon gesehen zu haben, muß ich doch betonen, daß ich nirgends in dem weiten Bereich zwischen Atlantischem und Indischen Ozean, zwischen Nordkap und Sahara jemals derartige Steine gesehen habe. Und was noch seltsamer anmutet: Sie finden sich nur in einem eng umgrenzten Bereich in der Nähe von Klahns Wohnort, prinzipiell auf einem großen Acker sowie auf einigen Äckern der näheren Umgebung, wobei schon die selteneren Steine der entfernteren Äcker leicht verschieden aussehen. Und noch eine Eigenart: Viele Steine sind angeschlagen, die Bruchkanten sind glatt und das Innere ist homogen. Die Verwitterungsspuren sind übrigens minimal, so als wären die Steine recht jung; allerdings ist ihr Härtegrad sehr hoch, nämlich 7 (wie Feuerstein), bedeutend höher als Glas, soweit die Analysen ergaben, und das könnte die relative Unversehrtheit und die glatten Bruchstellen erklären.

Im Gegensatz zu den von Paul Klahn gefundenen und in seinen Veröffentlichungen abgebildeten Prachtexemplaren sind die hier gezeigten Steine weniger aufregend. Sie sind von mir selbst auf dem Acker beim Spaziergang gefunden und lassen unschwer die Faszination nachempfinden, die von den seltsamen Formen ausgeht.

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Drei Ansichten eines Rillenkiesels: zweimal die Vorderseite, drittens die Rückseite (Foto U.T. 2014)

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Vorder- und Rückseite eines weiteren Rillenkiesels (Foto U. T. 2014)

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Noch ein Rillenkiesel von oben und unten gesehen (Foto U. T. 2014)

Rillenkiesel 8

Auch diese beiden Kieselsteine sind von der hier besprochenen Art, diesmal ohne Wülste; rechts als Maßstab eine Kuli-Deckkappe 2,5 cm (Foto U. T. 2014)

Zur Erklärung des Rätsels der Entstehung dieser Steine haben Klahn und ich etwa gleiche Gedanken geäußert. Sie müßten sich aus Material eines vorbeifliegenden Planetensplitters gebildet haben, das beim Durchschlagen durch die Atmosphäre zähflüssig wurde und kurz vor dem Aufprall im weichen Acker die Rillen oder Wülste annahm. Ein Modell ähnlich dem der Chladnischen Klangfiguren könnte hilfreich bei der Erklärung sein.
Klahn schreibt (2013, S. 25): „Wie schon diese kurze Untersuchung zeigt, ist eine terrestrische (auf oder in der Erde) Entstehung der Rillensteine eher auszuschließen. Eine Genese unter katastrophischen bzw. kataklystischen Bedingungen in der Atmosphäre ist aber aus den dargelegten Gründen mehr als wahrscheinlich. Weitere Spuren katastrophischer Vorgänge finden sich überall in unserer Landschaft. Die Sache verdient es, weiter untersucht zu werden - z. B. von Strömungswissenschaftlern. Interessant wäre vor allem auch, wann etwa diese Vorgänge stattfanden!“
Und einige Jahre früher schreibt er: „Anhand der allseitigen Rillung könnte man deshalb eine fluidale Entstehung der Rillensteine in einem mit leicht differierenden Frequenzen schwingenden Medium annehmen - z.B. unter katastrophischen Bedingungen in der Atmo- od. Stratosphäre. Das noch flüssige, glühende Rillensteinmaterial könnte also durch korrespondierende Schwingungen, hervorgerufen z.B. durch Druck- oder Schallwellen (sozusagen durch "Donnerhall") im Flug diese erstaunlichen Formen angenommen haben.“ (Klahn 2009)
Unser Mitarbeiter Walter Haug schrieb dazu: „Die Rillensteine sind wirklich mysteriös, aber auch sehr aufschlussreich. Da einer in eine Kalkschicht einschlug, heißt das, diese durch die Luft gewirbelten und durch Hitze gebackenen Silikatfetzen kamen am Ende des Jura auf die Erde, also zur Zeit, als die Dinosaurier ausstarben und die Erde noch großflächig von mächtigen Kalkablagerungen am Grund heute nicht mehr existenter Ozeane bedeckt war. Man stelle sich das vor. Erst musste der Ozean völlig weggedampft sein, bevor die Schlammbrocken des Kometen auf den weichen Meeresgrund einschlagen konnten. Aber diese Ozeane dürften auch seichter als heutige gewesen sein.“ (in: Klahn, Rätselhafte Steine, 2009)

Volker Dübbers, Andreas Ferch und Helmut Ruf haben sich in ähnlichem Sinne geäußert: Die Steine sind ungewöhnlich, ja einmalig, und vermutlich Zeugnisse eines katastrophischen Vorgangs.
Die Frage an Interessierte lautet nun: Wer kann etwas beisteuern? Wer hat solche oder ähnliche Steine an anderen Orten gefunden? Wie könnten wir uns das Zustandekommen der Steine konkret vorstellen? Man wende sich bitte auch direkt an den hilfsbereiten und sympathischen Künstler und Forscher Paul Klahn (Telefon: 0152 0235 2970), der in aufopfernder Arbeit diese und andere Besonderheiten seiner Heimat erkundet und dokumentiert.

Klahn, Paul H. (ab 2003, stetig aktualisiert): Das Geheimnis des Südschwarzwalds (CD beim Autor)
(2009): Rätselhafte Steine (CD beim Autor)
(2013): „Rätselhafte Rillensteine im Südschwarzwald“ in Efodon Synesis 3/2013, S. 15-25

Uwe Topper 20. 3. 2016

 

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