Heinsohn: Rom im 1. Jt. u.Ztr.
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Gunnar Heinsohn, Danzig 2018heinsohnpq

Gunnar Heinsohn : Rom im 1. Jahrtausend u.Ztr.
(Arbeitspapier)

Die "Stratigrafie von Rom" ist kein selbständiger Essay sondern eine Reihe von Dias, die man benützen kann als Forschungswerkzeug zur Untersuchung der drei größeren Epochen des ersten Jahrtausends christlicher Zeitrechnung:
1. Kaiserliche Antike,
2. Spätantike,
3. Frühmittelalter.

- Wenn z.B. britische, skandinavische, slawische oder arabische Wissenschaftler glauben, daß Siedlungsschichten für eine oder zwei dieser Epochen in den entsprechenden Ausgrabungen in ihren Ländern fehlen, können sie mit diesem Forschungsinstrument feststellen, welche Epochen Siedlungsschichten in Rom vorzuweisen haben. Wenn die fragliche Schicht oder die Schichten in Rom ebenfalls fehlen, können Forscher die Frage stellen, ob die allgemein akzeptierte Geschichte des ersten Jahrtausends mit schweren Fehlern behaftet ist.
Tatsächlich sind Forscher nur fähig, sich über fehlende Schichten im heimatlichen Bereich zu beklagen, weil sie überzeugt sind, daß derartige Schichten in anderen Regionen vorhanden sind, zumindest in Rom. Dendrochronologen können verstehen, warum es ihnen niemals gelungen ist, auch nur eine einzige Stadt zu finden, in der eine fortlaufende Holzringsequenz für die drei Epochen (kaiserl. Antike, Spätantike und Frühmittelalter) vorhanden ist. Wer andere Ursachen als Barbarenangriffe für den Untergang der römischen Zivilisation sucht, kann ebenfalls fündig werden.

- Die Dia-Serie "Stratigrafie von Rom" zeigt, daß im ersten Jahrtausend (bis etwa 930 AD) Wohnviertel (insulae), Latrinen, Wasserleitungen, Abwasserkanäle, Straßen, Häfen, Küchen, Bäckereien usw. in Rom nur während der kaiserlichen Antike (1 – 230 AD) gebaut wurden. Der Autor zeigt dadurch, daß die Epochen "Spätantike" und "Frühmittelalter" lediglich Aspekte der kaiserlichen Antike darstellen. Stratigrafisch gehört die kaiserliche Antike in den Zeitraum von etwa 700 bis 930 AD, denn ihre obersten Schichten werden direkt – also ohne zwischengeschaltete Siedlungsschichten – überlagert von den primitiven Neuanfängen des Hochmittelalters des 10./11. Jahrhunderts.

- Die stratigrafische Identität der kaiserlichen Antike (1 – 230 AD) und des frühen Mittelalters (700 – 930 AD) bedeutet keine historiografische Parallele 1 : 1. Man kann nicht einfach Ereignisse von z.B. 80 AD gleichsetzen mit Ereignissen, die augenblicklich der Zeit von etwa 780 AD zugeteilt werden. Immer muss im Detail ermittelt werden, welche Objekte und Erzählungen, die jetzt über drei Epochen verteilt sind, zusammen passen.

- In zahlreichen Diskussionen hat der Autor überraschenderweise festgestellt, daß sogar unter Archäologen (einschließlich italienischen) die tatsächliche Stratigrafie von Rom kaum beachtet wird. Die Dias sollen die Lücke zwischen Glaube und Wirklichkeit schließen.

Bitte beachten Sie, daß diese Darstellung eine weiterlaufende Arbeit ist. Einwände, Vorschläge oder zusätzliche Gesichtspunkte sind deshalb herzlich willkommen. Das Original finden Sie unter


http://www.q-mag.org/gunnar-heinsohn-the-stratigraphy-of-rome-benchmark-for-the-chronology-of-the-first-millennium-ce.html

Daraus hier eins der Dias : eine Grafik zur Dendrochronologie (nach Hollstein)

Hollstein

Der dazugeförige englische Text besagt:

Der rätselhafte Baumring-Mangel in der Spätantike und dem Frühmittelalter, wie er erstmals von dem Dendro-Pionier Ernst Hollstein (1918-1988) erkannt wurde.
Lit. : E. Hollstein, Mitteleuropäische Eichenchronologie, Mainz: Phillip von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1980, fig. 10;
cf. L.-A. Larsson, P. Ossowski Larsson, “Merging Hollstein curves: an interpretation of the data”, http://www.cybis.se/forfun/dendro/hollstein/merging/index.htm

Es gibt nirgendwo stratigraphisch übereinander liegende Bauschichten bzw. Hölzer vom Frühmittelalter (8.-10. Jh.) über die Spätantike (4.-7. Jh.) zurück bis zur kaiserlichen Antike (1. – 3. Jh.). Deshalb steckt die Dendrochronologie für das antike Rom und damit für das gesamte erste Jahrtausend in einem unfertigen Zustand. Da die Existenz der Perioden, für die Bauhölzer so auffällig fehlen, als solche nie angezweifelt wurde, hat niemand diesen merkwürdigen Umstand zum Anlass für Zweifel an unserer Lehrbuch-Chronologie genommen. Stattdessen suchten Wissenschaftler außerhalb des stratigrafischen Kontextes von Städten nach Holzteilen in Brunnen oder Mooren etc., um die irritierenden Lücken zu füllen. Zusätzlich wurden identische Baumringfolgen zweimal hintereinander verwendet, um mehr Jahre zu erzielen. Deshalb sind "alle dendrochronologischen Datierungen für den weströmischen Raum um eine unbekannte Anzahl von Jahren falsch" [http://www.cybis.se/forfun/dendro/hollstein/arenakeller2].

(Übers. Uwe Topper und Gunnar Heinsohn)

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