Links eine Nachzeichnung, rechts die Fotografie der Steinplatte

Zur Entdeckung der olmekischen Schriftfunde

Neues aus Wissenschaft und Forschung in IC-Nachrichten Nr. 89, S. 31 (Oktober 2007)

Am 15. Sept. 2006 brachte die bekannte spanische Tageszeitung El País einen interessanten Artikel unter der Überschrift:
„Eine Inschrift verändert die Geschichte. Der Fund eines olmekischen Textes steigert das Alter der Schrift in Amerika auf fast 3000 Jahre und verpflichtet, die Ansicht über die erste große Kultur des Kontinents zu ändern.“
Die beiden Abbildungen der Steinplatte – ein Foto und eine Nachzeichnung – sowie der ausführliche Text lassen erkennen, daß tatsächlich eine neue Runde in der spannenden Erforschung früher Schriftentwicklung begonnen hat. Der Fundort wird als einfacher Steinbruch namens Cascajal in der Gemeinde Lomas de Tacamichapa im Staate Veracruz (Mexiko) angegeben. Die vorgeschlagene Datierung von 900 v.Ztr. würde demnach die Schriftentstehung bei den Olmeken um rund vier Jahrhunderte vorverlegen. Als einer der Verantwortlichen der Entdeckung wird der Anthropologe Stephen D. Houston von der Brown Universität in den USA genannt. „Dies ist der erste Beweis dafür, daß die Olmeken Schrift besaßen ... und Literatur, und daß sie eine viel komplexere Kultur hatten, als wir bisher annahmen,“ äußerte er sich. Die Olmeken rücken damit zu den „Sumerern Amerikas“ auf, wie der euphorische Bericht verkündet.
In der Arbeitsgemeinschaft werden die mexikanischen Archäologen Carmen Rodriguez und Ponciano Ortiz genannt. Der Steinbruch war schon seit längerem als archäologische Fundstätte bekannt, man fand auch diesmal zusammen mit der Serpentinstein-Inschrift Keramik und Reste von Tonfiguren, die zur Kulturphase von San Lorenzo gehören, der ältesten olmekischen, die nach einem Fundort in der Nähe des Steinbruchs von Cascajal benannt ist.
Der Stein mißt 36 mal 21 cm und ist 13 cm dick. Auf ihm befinden sich 61 Schriftzeichen, 28 von verschiedener Art, die bis zu viermal vorkommen. Das macht eine Entzifferung zunächst fast unmöglich. Man nimmt an, daß horizontal von links nach rechts gelesen wird. Einige Zeichen haben bildlichen Charakter (Auge, Fisch, Maiskolben, Ameise), andere sehen recht abstrakt aus. Weitere Funde müssen gemacht werden, um dieses Geheimnis aufzuklären.
ut.

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